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Endlich müssen die Grenzen gegen die Nachbarländer durch
Hochland und durch das Meer geschützt sein, um gegen feindliche
Annäherung natürliche Hindernisse zu haben.
Wenn alle diese Eigenschaften bei einem Lande zusammenkämen,
so würde dies die Summe vortheilhafter geographischer Verhältnisse
sein. Das Land wäre gesegnet und das Volk — eins mit jenem
— beneidenswerth. Aber diese Verhältnisse finden sich fast niemals
ganz, und annähernd nur in Europa zusammen.
Bei der geographischen Ausstattung muß indeß auch den histo-
rischen Verhältnissen ein bedeutender Antheil, wiewohl im Ganzen
ein geringerer, eingeräumt werden, wodurch die natürliche Ent-
Wickelung eines Landes gehemmt oder erhöht worden ist. Ein unter-
nehmendes Volk stürzte sich auf ein anderes, behielt die Eroberung,
verschmolz sich mit den Urbewohnern und drückte denselben einen
veränderten neuen Charakter auf, wobei Gewinn oder Verlust sein
konnte. So wurde Spanien romanisirt, später durch die Westgothen
germanisirt, von den Arabern dem Bilde von Afrika nahe gebracht,
endlich dem germanischen Ursprung durch die Gothen wieder zurück-
gegeben. Zuletzt macht sich doch die Gewalt des Bodens wieder
geltend. So ähnlich mit England: in das Blut der Ureinwohner
mischt sich das römische, in dieses das angelsächsische und in diese
Verbindung das normännisch- französische. Wenn nun auch von
Allem sichtbare Spuren zurückbleiben, so macht sich doch das Land
selbst immer wieder geltend u. s. w. — Zuweilen haben sich durch
die Gewalt der historischen Zustände Reiche gebildet, wo sie vom
geographischen Standpunkt aus am wenigsten zu vermuthen waren.
Anderentheils ist auch durch entschieden ungünstige historische Ein-
Wirkung getrennt worden, was sich schon zu einem mächtigen Reiche
zusammengefunden hatte und wo die geographischen Verhältnisse
nur günstig waren.
Deutschland, unser Vaterland, worunter hier nicht der Theil
verstanden wird, der früher zum Deutschen Bunde gehörte, sondern
wie dieses Land im Mittelalter war, so daß die Schweiz, diesseits
der Alpen, Belgien und die Niederlande mit dazu gedacht werden,
hat viel von den Erfordernissen, welche zu einem günstig ausge-
statteten Lande gefördert worden sind. Die geographische Lage ist
vortheilhast, denn der südlichste Theil kommt dem 45. Breitengrade
nah und hat den Anfang der Südfrüchte und Wein. Der mittlere
Theil hat Wein und Getreide. Der äußerste nördliche, welcher
dem 55. Breitengrade nahe kommt, hat noch alle Arten mittel-
europäischen Getreides und Obst. — Die Ausdehnung ist bedeu-
tend, denn die Länge von West nach Ost beträgt 170, die Breite
von Süd nach Nord 135 deutsche Meilen und Flächeninhalt