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und am Ende an die Sklaven. Die Frauen essen besonders und 
schämen sich, von Männern dabei gesehen zu werden; man ißt nur 
mit hölzernen Löffeln und bedient sich der Finger statt der Gabeln; 
vor und nach dem Essen bringen Sklaven Wasser zum Waschen der 
Hände, und niemand setzt sich zum Essen nieder, ohne vorher Gott 
anzurufen. Außer diesen Gelegenheiten beobachten die Cirkassier die 
größte Mäßigkeit, und leben nur von gekochter Hirse mit einigem Salz. 
Sobald es halb gekocht ist, wird das Wasser abgegossen, das getrunken 
wird, der Brei wird umgerührt, bis er dick ist, und dann auf einen 
Tisch gegossen, um zu kühlen; die so geformten Kuchen heißen Pasta. 
Diese Mäßigkeit ist ihnen vom größten Vorteil im Kriege; der Reiter 
lebt manche Tage von einem kleinen Sack gekochter Hirse, den er an 
den Sattelknops hängt. 
Den Frauen bezeigen die Cirkassier große Achtung. Wenn ein 
Mann zu Pferde einer Frau begegnet, die denselben Weg geht, so steigt 
er ab und bittet sie aufzusitzen; wenn sie es ablehnt, so begleitet er 
sie zu Fuße, bis sich ihre Wege scheiden. Allein dabei erlaubt man 
ihnen nie, müßig zu sein, und alle häuslichen Arbeiten fallen ihnen zu. 
Selbst reiche Frauen, welche die Zahl ihrer Sklavinnen aller Dienst- 
botenarbeit überhebt, sind immer mit Kleidermachen beschäftigt, und 
zwar nicht nur für ihre eigene Familie, sondern auch für andere, die 
ihrer Hilfe bedürfen mögen. Sie zeigen vielen Geschmack in diesen 
Arbeiten, und ihre Stickereien sind von der größten Schönheit. Übrigens 
sind die Frauen keineswegs wie im Orient eingeschlossen, sondern ge- 
nießen einer unbeschränkten Freiheit. Sie sind im allgemeinen hübsch, 
doch verdienen sie den großen Ruhm, dessen sie genießen, nicht. Die 
Cirkassier bezahlen bei der Heirat der Familie der Braut ein Heirats- 
gut an Sklaven, Vieh und Waffen, womöglich ist ein Panzerhemd zu 
einem Werte von 2—3000 türkischen Piastern dabei. Die Braut wird, 
wie es bei halbbarbarischen Völkern gewöhnlich ist, von dem Bräutigam 
scheinbar mit Gewalt weggenommen. 
Die Cirkassier sind nicht ungeschickt in mechanischen Künsten, wie 
man an allen ihren Arbeiten sieht, besonders ihre Metallarbeiten sind 
vortrefflich; aber ihre Trägheit hindert alle Fortschritte. Ihre Kleidung 
ist die der Ritter des Mittelalters; wer es vermag, trägt ein Panzer- 
Hemd mit Stahlschienen, welche die Hand und den Arm schützen, und 
deren sie sich bedienen, Säbelhiebe zu parieren. Auf dem Kopfe tragen 
sie einen Stahlhelm, der nichts sehen läßt, als den Teil des Gesichts 
zwischen den Augenbrauen und dem Munde. Diese Waffen kommen 
aus Persien. Die Panzerhemden gelten für den hauptsächlichsten 
Reichtum einer Familie. 
Ihr Ackerbau ist vollkommen in der Kindheit; erst seit kurzer Zeit 
kennen sie Windmühlen, und noch jetzt wird in den meisten Familien 
das Korn gestampft. Die Natur ist freigebig gegen sie gewesen, und 
Früchte aller Art wachsen beinahe wild. Im Süden reifen vortreff¬
	        
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