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entsprochen hat oder nicht, und nun beginnt auf der Stelle ein lustiger
Schacherhandel, in welchem jeder den andern zu prellen, zu überlisten
sucht; die Pächter der Fischerei pflegen zwar nicht anders, als unter
sehr günstigen Bedingungen zu verkaufen, aber die Besitzer der Boote,
die Schiffer, die Taucher, welche alle in Perlen bezahlt werden, wollen
ihre Waren sogleich los fein, und so wird denn durchschnittlich die Perle
zu dem Preise von 10 Pfennigen verkauft, die fünf Minuten später,
wenn sie dort gleich an Ort und Stelle gebohrt und poliert ist, 75 bis
90 Mark gilt.
Noch eine andere Art von Handel ist mit einer Lotterie verbunden,
eine große Anzahl von Muscheln, deren Inhalt man nicht kennt, da
das Tier, das sie bewohnt, ihr Gehäuse mit außerordentlicher Kraft
verschließt, wird zum Verspielen ausgestellt, der Besitzer setzt einen Preis
für sie fest, sechs, acht, zehn Personen treten zusammen, um diesen
Preis zu zahlen, jede derselben nimmt ein Los; wer das Gliick hat,
gewinnt für ein Achtel des an sich geringen Preises (weil niemand
weiß, was die Muscheln enthalten, mag niemand viel geben, und so
wagt denn auch der Besitzer keine großen Forderungen) die ganze Masse
von Muscheln; es ist nun zwar möglich, daß er unter zwanzigen auch
nicht eine findet, die Perlen hätte, doch ist dieses ein höchst seltener
Fall, gewöhnlich hat eine ausgewachsene Muschel deren sieben bis elf,
vielleicht auch eine, die den Gewinnenden sogleich zum reichen Manne
macht, weil sie 40 bis 50 000 Piaster wert ist.
Die eigentlichen Herren des Handels, die Pächter der Fischereien,
lassen ihre Muscheln nun auf große Hausen schütten und der Sonne
aussetzen, bis sie sich geöffnet haben, wo man dann die Perlen heraus¬
nimmt, oder sie lassen sie in Fässer bringen, zuspunden und in Ver¬
wesung übergehen, da sich dann die Muscheln auch öffnen und die
Perlen genommen werden können; dies ist die abscheulichste Arbeit,
weil das Suchen in dem verwesten Fleisch allein schon ekelhaft genug
ist, aber der Geruch dieser verfaulten Muscheln ein so pestilenzialischer ist,
daß viele Arbeiter den Ekel nicht überwinden können, die Arbeit gar
nicht aushalten oder krank werden. Die Perlen werden nun gewaschen
und dann durch Siebe von verschiedenen Nummern sortiert. Die feinsten
heißen Sandperlen, die größeren Zahlperlen, solche von der Größe
einer Kirsche führen den Namen dieser Frucht, die länglichen, an der
Seite rund, an der andern spitz, führen den Namen Berinperlen, sie
sind unter allen die teuersten. Ihr Wert ist jetzt viel geringer als
ehedem, da der Juwelenschmuck wie aller andere der Mode unterworfen
ist; doch sind größere Stücke noch immer in hohem Wert, werden von
ungarischen Magnaten und von türkischen Paschas oder indischen Rajas
ungeheuer bezahlt, und darum wird die Perlenfischerei wohl schwerlich
so bald aufgegeben werden.
Man läßt, um die Perlen reifen zu lassen, gewöhnlich nur alle
sieben Jahre an beni nämlichen Orte suchen, bis dahin soll die Perle