Full text: Von der Französischen Revolution bis zur Gegenwart (Teil 5)

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Die neuesten Ereignisse im Auslande. 
erhob sich zwar noch einmal mächtig der Geist, der alles Europäische 
haßt und jedem Fremden das Daseinsrecht auf chinesischem Boden 
streitig machen möchte, in dem gefährlichen Geheimbund der Boxer. 
Viele christliche Misstonare, Chinesen, die das Christentum angenommen 
hatten, auch der deutsche Gesandte von Ketteler in Peking fielen dieser 
fremdenfeindlichen Bewegung zum Opfer. Hierauf wurde von den 
Großmächten (1900—1901) ein Feldzug gegen China unternommen, 
bei welchem das Oberkommando dem deutschen Generalfeldmarschall 
Grafen Waldersee übertragen wurde. Die Verbündeten erstürmten die 
Takuforts, besetzten Tie nt sin und Peking und trieben die Boxer hinter 
die chinesische Mauer zurück. China mußte eine Kriegsentschädigung 
zahlen und für den Gesandtenmord durch Absendung eines Sühne- 
prinzen in Berlin um Verzeihung nachsuchen. 
Großstädte nach europäischem Muster sind mittlerweile in China 
in reicher Fülle entstanden. Den Namen einer europäischen Großstadt 
verdient vor allem Shanghai, das man das „Paris Ostasiens" ge- 
nannt hat. An der Pforte des Aangtfekiang, des mächtigsten Stromes 
von Asien und der Hauptverkehrsader des chinesischen Reiches, ist diese 
Stadt eine der merkwürdigsten Schöpfungen unseres Zeitalters. Rings 
umgeben von mongolischer Kultur, tausende von Meilen östlich von 
Europa, ebenso viele tausende Meilen westlich von Amerika, ist es der 
entlegenste Außenposten unseres die Welt beherrschenden Handels, 
unserer Industrie, nicht etwa eine künstlich genährte Kolonie, sondern 
eine Hochburg, welche die furchtlosen fremden Kaufherren allmählich 
den Mongolen abgezwungen haben. Auf einer sehr gesunden Grund- 
läge bewegt sich die Entwicklung des deutschen Kiautschougebiets. 
Handel und Schiffsverkehr haben erheblich zugenommen. Der Ge- 
famtbetrag der eigenen Einnahmen der Kolonie belief sich im Jahre 
1908/1909 auf 2 399 000 Mark. Große fremde Schiffahrtslinien 
haben begonnen, Tsingtau, den Hafen der Kolonie, auf ihren direkten 
Fahrten nach Europa anzulaufen, und hervorragende fremde Firmen 
begründen Zweigniederlassungen in dem deutschen Schutzgebiet. Das 
entgegenkommende Verhalten der chinesischen Kaufmannschaft selbst 
zu der jungen Niederlassung beweist das Vertrauen, das man in ihre 
wirtschaftliche Zukunft setzt. 
Die Reformen, die das Chinesenreich in letzter Zeit eingeführt 
hat, kommen auch dem Leben der Frau zugut. Die Unsitte der 
Fußverkrüppelung, namentlich angewandt bei der vornehmen Chinesin, 
die ein Hemmnis für das ganze Leben, die körperliche wie die 
geistige Entwicklung war, ist endgültig aufgegeben worden, ja ein 
Gebot erlassen, wonach diese als ein Vergehen streng an den
	        
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