Full text: Heimatkunde von München und Umgebung in Wort und Bild (Bd. 1)

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Garten, die elektrische und Dampfbahn, die Karussell, die Berg- 
und Talbahn, die Schiffsschaukeln, die russischen Schaukeln, die 
Flugmaschine, die Untergrundbahn im Schlaraffenlaude, die Irr- 
gärten, die Lachtempel, Rutschbahnen, das Panorama, das 
Ponny- uud Zirkustheater, die Reitbahn, die Luftschwebebahn, 
die Schießhallen, die Riesen- und Zwergmenschen, Löwen- und 
Kamelmenschen, Glückshafen, Zauberschlösser und wie sie alle 
der Reihe nach heißen mögen, die schaulustigen Gäste an, was 
mit allen möglichen Mitteln und mit großem Stimmenaufwand 
von Seite der Besitzer geschieht. Die im Kreise aufgestellten 
Wirtsbuden waren vor wenig Jahren noch sehr einfach, jetzt 
hat sich die Form nach außen sehr verschönert, auch der Raum 
ist größer geworden, um den Besuchern der Festwiese bei Regen- 
wetter Unterkunft zu bieten. Die Beleuchtung, die anfangs durch 
kleine Flämmchen besorgt wurde, die den Platz nur spärlich er- 
hellten, besteht jetzt in Bogen- und Glühlampen, die den ganzen 
Platz und alle Buden taghell erleuchten. Wege gab es nicht. 
Trat starker oder länger anhaltender Regen ein, so mußte in 
einem Morast gewaten werden und die Räder der schweren Bier- 
fuhrwerke bliebeu in der kotigen Erde stecken. Heutzutage führen 
Wege und Straßen kreuz und quer durch die Wiese, die ein 
Einsinken uicht mehr so leicht zulassen. Das auf der Wiese 
nötige Wasser wird durch Röhren ans der städtischen Wasser- 
anlage dorthin geleitet und Kanäle sorgen, daß das verbrauchte 
Wasser, sowie das Regenwasser rasch abgeführt wird. Damit 
ein entstehender Brand sofort gelöscht werden kann, ist während 
der ganzen Daner des Festes eine Abteilung der Feuerwehr auf 
der Wiese anwesend. Die Verhältnisse auf der Wiese haben sich 
von Jahr zu Jahr verbessert und verschönert und die Errungen- 
schaften der Neuzeit in Beziehung auf Sicherheit, Bequemlichkeit, 
Gesundheit usf. sind auch auf der Wiese in Anwendung gebracht 
worden. Die Besitzer der schönsten ausgestellten Tiere werden 
mit Preisen ausgezeichnet. Der Glanzpunkt des Oktoberfest- 
sonntags ist das große Pferderennen, dessen Sieger Preise, in 
Geld und Fahnen bestehend, erhalten. Durch die verschiedenen 
Veranstaltungen wurde das Fest zu einem bleibenden, eigen- 
artigen bayerischen Nationalfest. In den Kriegsjahren 1813, 
als Napoleon I. in der Völkerschlacht bei Leipzig geschlagen 
wurde, 1866 als ein Krieg in Deutschland entbrannte, 1870 als 
die Franzosen uns angriffen, fiel das Fest aus. Auch die in 
München aufgetretene Cholera in den Jahren 1854 und 1873 
verhinderte die Festfeier. Der Besuch des Oktoberfestes ist nun
	        
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