Full text: Heimatkunde von München und Umgebung in Wort und Bild (Bd. 1)

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Grünwald ist ein Pfarrdorf, d. h. ein Dorf mit einer Kirche, in 
der vom Herrn Pfarrer täglich Gottesdienst gehalten wird. Der 
Römerturm, der von alten Zeiten erzählen kann, ist von weit 
entfernten Uferpunkten aus sichtbar. 
Bei Grünwald führt eine Römerstraße über die Isar. 
Die Römer waren ein mächtiges Volk in Italien und diese 
kamen damals, es war schon vor Christus, auch nach Deutsch- 
laud, um es zu erobern und Untertan zu machen. Ich werde 
fpäter mehr davon erzählen. Nachdem die Römer verschwunden 
waren, verfiel auch die Brücke mit der Befestigung und an 
Stelle der letzteren entstand ein Schloß, welches längere Zeit 
bayerischen Fürsten, z. B. dem Herzog Sigmund als Jagd- 
schloß diente. Später wurde es in ein Gefängnis umge- 
wandelt; noch später diente es als Aufbewahrungsort für 
Pulver und jetzt ist es in Privatbesitz übergegangen. In dem 
Park bei Grünwald werden Wildschweine gehegt. 
Eine neue Brücke verbindet Grünwald mit dem linken Ufer, 
wo die elektrische Jsartalbahn endet. Der Weg über Menter- 
fchwaige und Großhesselohe bis Grünwald ist so lohnend nicht 
nur wegen des hübschen Ausblicks sondern auch wegen des 
schönen Waldes. Gebüsch wechselt mit Bäumen aller Art. Von 
den letzteren sind es besonders die Tannen, die uns durch ihren 
prächtigen Wuchs auffallen. 
Von der Rottanne oder Fichte. 
Der schlank emporsteigende Stamm wird 60 m hoch und 
2 m dick. Die anfangs rote Rinde wird im Alter schiefergrau 
und rissig. Die Rinde selbst ist ein Schutzmittel gegen zu 
starken Wasserverlust. Wo sich am Stamm eine Wunde zeigt, 
tropft das dickflüssige, zähe Harz aus, das in der Luft erhärtet, 
die Öffnung schließt und so den Baum gegen die Angriffe der 
Infekten und den Eintritt fäulniserregender Pilze schützt. Die 
Äste und Zweige bilden eine pyramidenförmige Krone, sobald 
der Baum freistehend emporwächst. Da die Fichte aber eine 
Lichtpflanze ist, sterben die unteren Äste bei dichtem Baumstand 
ab. Um die Zweige stehen dicht die schmalen, kurzen, spitzen 
Nadeln. Weil das nadelförmige Blatt so schmal ist, bietet es 
der Verdunstung nur eine geringe Oberfläche, ist vor dem Ver- 
trocknen im Winter geschützt und bleibt daher grün. Sie kann 
auch ohne große Gefahr ihr Kleid behalten, da eben die schmale 
Form das Ablagern bedeutender Schneelasten verhindert; die
	        
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