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Der Mensch und die Natnrkrüfte.
des Gefäßes, sondern eben so gut auf die Oberfläche des Wassers a ausübt, treibt
er dasselbe in der Röhre b in die Höhe, bis das Wasser endlich in einem feinen
Strahl mit ziemlicher Gewalt aus der Mündung derselben hervorgetrieben wird.
Durch die Aenderungen, welche die Spannkraft der Wasserdümpfe bei wech¬
selnder Temperatur erleidet, erklärt sich auch das Spiel der Nörrembergischen
Kaffeemaschine (Fig. 41 und Fig. 42). Das Kochgefäß A mündet oben in
einen 33 inin weiten Hals Ji und ist außerdem mit einem kürzeren Blechröhrchen r
und einem längeren messingenen Abzugsrohre s versehen; r wird durch einen klei¬
nen Kork, s durch einen Hahn geschlossen, statt dessen in unserer Figur der Ein¬
fachheit wegen gleichfalls ein Kork gezeichnet ist.
In den Hals h paßt, luftdicht schließend, ein kurzer Blechcylindcr, an welchen
sich unten die Blechröhre Je ansetzt, welche nahe bis zum Boden von A hinabreicht,
während sich oben eine Art Trichter, B, ansetzt, der von der Höhlung des blecher¬
nen Stopfens durch ein Sieb getrennt ist.
Um den Apparat zu gebrauchen, wird zunächst s geschlossen, B sammt der
damit zusammenhängenden Röhre Je abgehoben und A ungefähr so weit mit Wasser-
gefüllt, wie Fig. 41 zeigt. Dann wird r geschlossen, B sammt Je ausgesetzt und
der gemahlene Kaffee auf das Sieb aufgeschüttet, wie Fig. 41 zeigt.
Wird nun A von unten her durch eine Weingeistlampe erwärmt, so werden
sich die dadurch gebildeten Dämpfe in dem oberen Theil von A sammeln, und
wenn ihre Spannkraft groß genug geworden ist, werden sie das Wasser aus A
durch das Rohr Je in den Trichter B treiben, bis die untere Mündung des
Rohres Je frei geworden ist, wie Fig. 42 zeigt. Nun geräth das wenige, in A
zurückgebliebene Wasser in heftiges Kochen, die Dampfblasen entweichen durch Je
und das Wasser in B, welches dadurch gleichfalls im Kochen erhalten wird.
Hat das Kochen drei bis fünf Minuten lang gedauert, fo wird die Weingeist¬
lampe entfernt, das Kochen hört auf, die bisher lebhaft umher gewirbelten Kaffee-
bröckchen sinken nieder und sammeln sich auf dem Siebe. Alsbald werden nun
auch die Dämpfe in A erkaltet und theilweise zu Wasser verdichtet, ihre Spann¬
kraft nimmt ab, und durch den Druck der Luft, welcher auf der Flüssigkeit
lastet, wird dieselbe durch den gemahlenen Kaffee auf dem Siebe und das Rohr
Je hindurch in den fast leeren Raum von A wieder hinunter gepreßt.
Ist alles Wasser wieder aus B nach A zurückgetreten, so wird r geöffnet
und der fertige Kaffee aus dem Rohre s abgezapft.
In dieser Maschine ist also das Kochen des Kaffees mit dem Filtrieren ver¬
bunden und daher die ausgezeichneten Wirkungen desselben.
Das einfache Princip obiger Kaffeemaschine hat man vielfach in verkünstelter
Form in Anwendung gebracht, ohne damit irgend welche Vortheile zu erzielen.
Wir haben oben gesehen, wie durch vermehrte Spannkraft des Wasserdampfes
in dem Kochfläschchen, Fig. 40, eine Wassersäule von ungefähr 1 m Höhe gehoben
werden kann. Eine Wassersäule von 1 in Höhe ist aber einer Quecksilbersäule
von ungefähr 7 ein Höhe gleichwerthig. Eine Quecksilbersäule von 7 ein Höhe
entspricht aber nahezu dem 11. Theile des Atmosphärendrucks; wenn die Wasser¬
säule im Rohre b (Fig. 40) um 1 in gehoben ist, so beträgt die Spannkraft des
Dampfes im Innern des Kölbchens a lYn des Atmosphärendrucks.
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