Full text: Heimatkunde des Regierungsbezirks Wiesbaden

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11. Der Landkreis Wiesbaden. 
(63 000 Einwohner; 27 Gemeinden.) 
Der Landkreis Wiesbaden bildet eine im Süden von Main und Rhein 
begrenzte unregelmäßige Figur, in die sich das Gebiet des Stadtkreises Wies- 
baden wie ein Keil einschiebt. Der südöstliche Teil des Kreises liegt in der 
nur von niedrigen Hügelketten durchzogenen Mainebene, während im N.-O. 
der Taunus im Kellerskopf bei Naurod bis zu 475 m aufsteigt. Der Main 
nimmt bei Wicker die den Kreis in der Richtung von N.-W. nach S.-O. durch- 
fließende Wicker auf. Das Klima ist mild und warm, besonders in: S. und 
S.-O. Der Landkreis W. ist reich an Obst, Getreide und Holz. Durch den 
Kreis führen die Taunus- und Rheinbahn, die Zweigbahn Niedern- 
Hausen-Wiesbaden und die Schwalbacher Bahn. 
Der Sitz der Kreisbehörde ist in Wiesbaden. Eine Stunde von W. entfernt 
liegt am Ostende des Rheingaues die Stadt Biebrich (20) mit dem am Rhein- 
ufer gelegenen Herzoglichen Schloß, hinter welchem sich ein herrlicher Park aus- 
breitet. B. hat eine Unteroffizierschule und zahlreiche Fabriken. Auf der 
Adolfshöhe bei B. erhebt sich seit 1909 das Landesdenkmal für den letzten 
Herzog von Nassau. Westlich und südwestlich von Wiesbaden liegen das große 
Dorf Dotzheim (6) mit bedeutenden Fabriken, Schierstein (4%) mit einer Schaum¬ 
weinfabrik und schönem Winterhafen, und Frauenstein (1%) mit alter Linde 
und Burgruine, südöstlich das reiche Dorf Erbenheim (2%), in dessen Um¬ 
gebung einst der Kaiser Friedrich Barbarossa ein großes Reichsfest abhielt. Am 
Main liegen Hochheim (3%) mit schönen Weinbergen, einer Schaumweinfabrik 
und bedeutendem Pferdemarkt und Flörsheim (4) mit einer Steingut- und 
Porzellanfabrik. Im O. liegt der Badeort Weilbach (1). Die Gegend am 
unteren Wickerbach heißt „das Ländchen"; Orte darin sind Massenheim (%), 
Wallau (1) und Nordenstadt (1). Nördlich von Wiesbaden liegen Sonnen- 
berg (3%) mit umfangreicher Burgruine, Rambach (1%) mit Spuren ehe¬ 
maliger Befestigung und Naurod (1) mit einer Lungenheilstätte. 
Kaiser Rotbarts Maiensegen. 
(Reichsfest bei Erbenheim im Mai 1184.) 
Psingstsonntag war's im Monat Mai, 
scheu flohn die Morgenschatten; 
Goldfäden zogen vom Ostrand her 
über dampfende Felder und Matten. 
Aus Blumendüften und Morgengrau 
hob hell sich die Zeltstadt, die weite; 
Psingstsonntag war's im Monat Mai, 
Da fing ein frommes Klingen an 
aus Tubeu und Drommeten; 
der Rotbart rief sein Volk heran, 
den Maienspruch zu beten. 
Vom Dome dröhnte Glockenklang, 
als sich der Kaiser nahte; 
das ganze Luftmeer war ein Sang! 
die Welt im Strahlenkleide. Kantate, jubilate! 
Nun steht er unter der Maienlind 
und neigt das Haupt das hehre; 
des Reiches Banner im Frühlingswind 
umflattert Helme und Speere. 
Und der Kaiser betet und hebt die Hand 
In des Morgenlichts goldenem Scheine, 
und er segnet mein herrliches Heimatland 
an dem Main und dem brausenden Rheine. 
Rudolf Dietz.
	        
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