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Erster Abschnitt.
Die Lehrplanmacher müßten dazu verurteilt werden, das denen
vorzumachen, denen sie es vorschreiben- das wäre das einfachste Mittel,
sie von der Verkehrtheit ihrer Anordnungen zu überzeugen/
Der Dresdner Plan nimmt in den Vorbemerkungen einen gesunden
Knlauf. Er sagt: Kuf jeder Stufe sind physische, politische und mathe-
matische Geographie zu treiben und in möglichste Verbindung mitein-
ander zu bringen. Leider hält aber der Plan selbst nicht, was er in
Aussicht stellt. Die erste Vorschrift finde ich fürs dritte Schuljahr:
Beobachtung des täglichen Sonnenlaufes. Schattenmessungen. Leobach-
tungen des Wetters: Wärme, Kälte, Winde, Wolken, Schnee, Eis. Sonne
und Iftond im allgemeinen. Der Kbendstern. Die Leobachtungen sind
während des ganzen Jahres fortgesetzt anzustellen! — Daß für das
erste und zweite Schuljahr gar nichts vorgesehen ist, ist kein großer
Fehler- es kann aber nichts schaden, wenn der Blick des Rindes vom
ersten Schultage an für die Vorgänge in der Umgebung geschärft wird,
von denen es doch so sehr abhängig ist. Daß das dritte Schuljahr aus-
drücklich Wetterbeobachtungen vorsieht, ist sehr anerkennenswert. Für
das vierte Schuljahr werden unter dem Titel: Mathematische Geographie
folgende Punkte angeführt: Der Gimmel. Genaue Betrachtung des schein-
baren Sonnenlaufes zu den verschiedensten Zeiten. Der Horizont. Die
Nebenhimmelsgegenden. Der Mondwechsel. Der Plan für die vierte
Klaffe enthält sachliche Fehler: 1. Die Erde als Kugel. 2. Erscheinungen,
welche auf der Kugelgestalt beruhen. 3. Der Globus und seine Ein-
teilung. Nummer 2 muß zuerst kommen- denn aus den Erscheinungen
leitet man die Kugelgestalt der Erde ab. Der Globus und seine Ein-
teilung ist zu umfassend. Die ganze Einteilung, d. h. auch die geogra-
phische Länge kann ich nur wirklich verständlich machen, wenn die Lektion
über Tag und Nacht vorausgegangen ist. .Außerdem ist hier keine Be-
ziehung zur Erdkunde da- denn die politische Geographie von Sachsen
und die physische Geographie von Deutschland (= Stoff für das fünfte
Schuljahr), und politische Erdkunde von Deutschland (— Stoff für das
sechste Schuljahr), verlangt gar nicht die Kenntnis der Kugelgestalt. Es
wäre vorteilhafter, die Beobachtungen, die gemacht werden sollen, genau
anzugeben und in diesem Jahre und im folgenden Jahre noch fort-
zusetzen.
Erst das sechste Schuljahr lehrt: 1. Die Bewegung der Erde um
ihre Hchse (— die Voraussetzung des Verständnisfes der geographischen
Länge!), 2. Pole, 3. Zonen, 4. Tageszeiten. Nummer 4 muß mit Num-
mer 3 vertauscht werden. Nummer 3 — Zonen — ist, wie wir zeigen
werden, nur richtig zu verstehen, nachdem die Bewegung der Erde um
die Sonne erkannt ist.