Full text: Lesebuch der Erdkunde

Schlesien. 
231 
Südosten (Oppeln) und Nordwesten; aber kein Moor mehr. Das Land, mit seinem 
milden Klima, hat bedeutenden Weinbau, am meisten nach Rheinpreußen. 
Z 223. Schlesien ist schon unter polnischen Fürsten, die 966 Christen 
wurden, durch zahlreiche deutsche Ausiedlungen germanisiert worden; das Gebirge 
scheint nie von Slaven bewohnt gewesen Zu sein, es ist dort alles deutsch. Auch 
in den Städten wie auf dem flachen Land von Niederschlesien ist es seit lauger Zeit 
so, nur in einem Teile von Oberschlesien an den Ostgrenzen erhält sich polnische 
Sprache und Sitte, und weicht nur allmählich der Weise des herrschenden Volkes. 
Seit 1348 gehörte das Land zu Böhmen, wurde im 16. Jahrhundert fast ganz 
lutherisch, und litt unsäglich unter der österreichischen Gegenreformation; daher die 
Besihnahme durch Friedrich II. vom Volk mit Dank und Freude begrüßt wurde. 
Deutsche Anstellung und Bildung, Preußische Herrschaft und protestantische Lehre 
haben hier überaus segensreich gewirkt. Einige Schritte ostwärts, in Polen, Gali- 
zien, Ungarn — wie sieht es da noch aus! 
Der Schlesier ist arbeitsam, bieder, gesprächig; es gibt noch malerische Volkstrachten. 
Das Land, die größte Provinz des Staates, etwas größer als Brandenburg, zählt 
über 4 Mill. E. (darunter 1 867 000 Evangelische und 53 000 Juden) und spaltet sich 
in die protestantische Nord- und die katholische Südhälfte. Nach der Nationalität wohnen 
980 000 Polen, 52 000 Tschechen und 34 000 Wenden neben fast 3 Mill. Deutschen. 
Im Regierungsbezirk Breslau liegen: 
Breslau Islavisch Wraclaw (c ist ß)], Hauptstadt Schlesiens, nach Berlin die 
volkreichste Stadt Preußens (273000 E.), in der Mitte von Schlesien gelegen, ist eine 
alte, neuerdings verschönerte Stadt in der weiten, trefflich angebauten Tiefebene der Oder, 
durchflössen von der Oder und Ohlau; Hochschule und blühender Handel sowohl in den 
Natur- und Gewerbserzeugnissen des Landes (Getreide, Wolle, Leinwand, Wollengewebe, 
Hüttenprodukte) als in Kolonialwaren?c.; ebenso bedeutende Fabrikation; Domkirche, 
Elisabethkirche; katholischer Fürstbischof. (98 000 Katholiken, 18 0000 Juden.) 
In der Mitte, nordöstlich von Breslau, am Südostfuße der Trebnitzer Höhe, 
Oels (10000 E.), wohl gebaut, gehört dem Herzog von Brauuschweig, wie überhaupt 
eine Menge Fürsten in dem schönen Schlesien begütert sind. Südöstlich von Breslau 
an der Oder Brieg, freundliche Stadt, Industrie, 18000 E. Sodann im romantischen 
Mittelgebirge Schlesiens Reichenbach, schöngebaute Gewerbsstadt am Fuße des Eulen- 
gebirgs, in dem Kreise der blühendsten Baumwoll- u. Linnen-Jndustrie, Laugeubielau (S. 230). 
Waldenburg (15000 E.) im Steinkohlengebiet, voll Fabriken (Porzellanfabrik). In 
der Nähe die Bäder Salzbrunn mit dem romantischen Fürstensteiner Grund, 
Charlottenbrunn und Altwasser. Schweidnitz, schön gelegen an der Weistritz, 22000 E. 
Unweit der Zobtenberg mit unvergleichlicher Aussicht. — Dann weiter südlich im Glatzer- 
Gebirge: Glatz, starke Festung an der (Glatzer) Neiße zwischen zwei befestigten Bergen, 
Industrie, 13000 E. 
Inder Süd Hälfte, im Regierungsbezirk Oppeln: Neiße, wichtige Festung an der 
Glatzer Neiße in sumpfiger Gegend und ansehnliche Industriestadt, 21000 E. An der 
Oder Oppeln auf einer Anhöhe (14000 E.); ebenso an der Oder weiter aufwärts 
K o s e l, Festung. Noch südlicher R a t i b o r, Produktenhandel (18000 E-). An der 
österreichischen Grenze N e u st a d t (14000 E.) und Leobschütz (12000 E.); sie haben 
viel Textilindustrie (Damast) und wichtigen Handel. Von Kosel östlich G l e i w i tz im 
Erzberglande an der Klodnitz, Hüttenort (15000 E-); so auch der ganze Bezirk von 
Tarnowitz, Beutheu (22000 E.) uud Königs Hütte (28000 @.) im Osten. 
In der N o r d h ä l f t e, im Regierungsbezirk L i e g n i tz : westlich von Breslau 
in der gutaugebauten Oderebene L i e g n i tz, oft Kleiubreslau genannt, an der Katzbach; 
Industrie, Johanmskirche (37000 E.). (Unweit im Südosten W a h l st a d t, Sieg der 
Mongolen 1241, Blüchers Sieg 1813.) Westlich von Liegnitz Buuzlau (11000 E.) 
in der Welleuebeue des Gebirgsfußes (durch sein Geschirr bekannt). Im Süden am Fuße
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.