Das Deutsche Reich als ganzes.
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und Basaltgipfel des Hegau, das trachytische Massengebirge des Kaiserstuhles nebst
einzelnen Basaltgipseln auf dem Schwarzwalde, die Basalte an der mittleren Alb,
und in Hessen, besonders im Habichts- und Reinhardswalde.
Die wichtigsten Bäder sind auf der 1. Linie von W. nach O.: die von
Aachen, die Taunus-Quellen, die nordfränkische Bäderlandschaft, das Revier der
Böhmischen Bäder, und das der Schleichen; dann auf der 2. Linie von S. nach
N.: die Schwarzwaldbäder, das hessische Hofgeismar, und in der Weserlandschaft
Driburg, Pyrmont und Eilsen.
Das norddeutsche Tiefland endlich ist ebenfalls nicht etwa eine
ununterbrochene gleichförmige Ebene, sondern auch in verschiedene Naturgebiete ge-
gliedert. Und zwar im W. der Elbe Marsch, Moorland und Heidesteppe, östlich
der Elbe Sandfläche und Seenplatte. In diesen weiten Niederungen, und auf den
getreidereichen Höhenplatten haben sich auch größere Staaten gebildet, und — an
den beiden Meeren — Seestaaten.
Überblicken wir die Bodengestaltung des Deutschen Reiches, so bewundern wir
billig die großartigen Anlagen dieser Mitte von Europa, da hier in dem Einen Lande die
Hauptbodenformen unseres ganzen Planeten zusammengeordnet und in Ein zusammen-
gehöriges Naturganzes vereinigt sind und sich in reichem Wechsel ablösen und verbinden.
§ 228. Das Deutsche Reich ist nun vorherrschend ein Kontinentalland, doch
müssen wir auch seine Meere näher kennen lernen, von denen nur die Wordsee
einigermaßen Ozeansnatur trägt. Obwohl fast ein Binnenmeer, hat sie doch eine
entschiedene Flut und Ebbe (s. S. 195).
Auf der andern Seite sieht aber dieses Meer grau und schmutzig aus, seine
Küsten sind meist kahler flacher Strand, oder einförmige Sanddünen. Auch
weiter hinein in die Nordsee ziehen sich zahllose Sandbänke und Untiefen,
die ihre Zugänglichkeit sehr erschweren. Eine Reihe derselben hat sich ungefähr
2 M. von dem Strande über den Seespiegel erhöht, und bildet eine lange
Kette Flachinseln bis vor die Mitte der holländischen Küste (s. S. 198), zwischen
welchen und dem Strande die Zone der Watten liegt, die zur Zeit der Ebbe trocken
gelegt, bei der Flut aber von flachgehenden Schiffen übergleitet werden. Dies ist
die eine Eigentümlichkeit der Nordseeküste.
Die andere sind tief einschneidende Busen, entweder an den großen Flußmün-
düngen, wie bei Elbe und Weser, oder als Meeresglieder, durch Einbrüche der
See entstanden, wie der Jadebusen (seit 1511) und der Dollart (entstan-
den in der Christnacht 1277). Während nämlich an einer Stelle der Boden des
Festlandes durch Anschwemmung fruchtbaren Seeschlammes hinauswächst, bis ihn
durch Eindeichungen die kühne Hand des Menschen zur weidereicheu Marsch umge-
staltet: wird an einer andern durch die Sturmflut einer einzigen Nacht das Werk
hundertjähriger Arbeit wieder zurückgeraubt und in das Grab einer neu entstandenen
Meeresbucht versenkt. Daher der ewige Kampf der Friesen mit den Wogen des
deutschen Meeres, der sie mit allen Gefahren des trügerischen Elementes vertraut
gemacht hat (S. 196 f.). Und wie der Friefe kühn hinaussteuert in die entlegensten
Meere, so führt er als Lotse die Seeschiffe durch die Jrrgänge der Wattenwelt auf
tiefen, von den Flutenwellen ausgeschaufelten Wasserbahnen — in die Welthäfen
Hamburg und Bremen. Die einzige wirkliche Insel der Nordsee aber, gerade vor
den Mündungen der beiden deutschen Haupt-Nordseeströme, der Weser und der Elbe,
der Fels Helgoland, ist leider von den Briten in Besitz genommen.