Full text: Lesebuch der Erdkunde

Linland. 
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§ 479. Der Finnische Meerbusen, mit welchem der Atlantische Ozean 
tief nach Rußland 370 km lang in einer Breite bis Zu 150 km eindringt, ist der 
befahrenste Teil der Ostsee, doch wegen seiner Untiefen und Versandungen gefahrvoll, 
wozu im Frühling, wenn seine Eisrinde längst geborsten ist, und oft noch im Herbst 
gewaltige Eismassen aus den finnischen Flüssen und der Newa kommen; am beschwer- 
lichsten ist die Schiffahrt an den Felsenufern und Fjorden der finnischen Küste, die 
gleich der norwegischen einen wahren Steingürtel von labyrinthischen Granitklippen 
und meist kahlen Felsinseln mit fürchterlicher Brandung vorgelagert hat. Daher 
sind hier bedeutende Seesestnngen und Kriegshäfen: Reval, Kronstadt, Ruotsiusalmi 
(Rotschensalm) und Sweaborg; und gute Handelshäfen: Wiborg, Fredrikshamn, 
Lowisa, Borgä, Helsingfors, Eknäs, Äbo. 
Wie der finnische Meerbusen nach Osten, so schneidet der noch größere bott- 
nische nach Norden in das Land ein und begrenzt Rußland (Finland) auf eine 
Strecke von 675 km, die von lauter Felsenküsten eingenommen und in.ihrem süd- 
lichen Teile von Schären umgürtet wird. Die größte Schärengruppe sind die 
Alandsinseln (260 an der Zahl, wovon etwa 80 durch 17000 Schweden be- 
wohnt), die gleichsam eine Brücke nach Schweden hinüber bilden. Die wichtigsten 
finnischen Häsen sind: Tornea, Uleaborg, Nikolaistadt (Wafa), Björneborg, Nystad. 
Finland (d. h. Sumpfland, finnisch Suomenmaa), die mächtiggroße Halb¬ 
insel zwischen Schweden und Nordrußland (6790 Q.-M. oder 373600 qkm groß), 
hat eine ernste düstere landschaftliche Natur. Es bildet das Mittelglied zwischen der 
skandinavischen rauhen Gebirgswelt und der nördlichsten russischen Tiefebene, und ist 
fast wie eine Insel für sich abgeschlossen. Einst mag da ein Meeresarm vom 
Baltischen zum Polarmeer gezogen sein. Jenseits des niedrigen, mit großen Seen 
bedeckten sinnisch-rnssischen Isthmus von 69 M.*) tritt hier wieder die Baltische 
Felsen - und Seenplatte auf, aber nun im Extrem. 
Es ist ein Felsenland, aber ohne eigentliche Gebirge, zwar voll Wasser, aber auf 
den trockenen Strecken häufig nackter Felsboden, noch dazu gauz mit großen Granitblöcken 
übersäet. Nur ein sandiger, sumpfiger und felsiger Landrücken („Maanselkä") durch- 
zieht das ganze Land gegen Schweden und Lappland hin in einer Höhe von 120—160 rn, 
im N. bis 334 m hoch (Teiri Harju); in Lappland erhebt er sich vielleicht noch höher. 
— Es ist daher hier wieder schwedische^Natur, namentlich in den Küstengegenden, auf 
deren sanften Hügelu auch die moosbedeckten roten Endlichen Holzhäuser von Schweizer 
Bauart zerstreut liegen. Am fruchtbarsten und anmutigsten ist die Westküste, die ehemalige 
Kornkammer Schwedens, der beste Roggen wächst um Wasa. Im Innern aber herrscht 
Ode, die feierliche Stille der Wildnis nur vom heisereu Geschrei eines Raubvogels oder 
dem Geheul der Wölfe unterbrochen. Ungeheure Waldungen (auch luftige Birkenwälder) 
und ein wild zerrissener Boden voll Seen, die durch uunahbare Granitklippen und Trüm- 
merblöcke, selten durch das milde Grün der Winsen von einander geschieden sind, mit 
kalten ungesunden Ausdünstungen. Und nach dem strengen Winter, der in manchen 
Gegenden 2/3 des Jahres währt und die Ströme ^>ft bis auf den Grund in Eis ver- 
wandelt, schaden diese unzähligen Frostbehälter beim schnellen Schmelzen häufig durch 
Überschwemmungen dem Laudbau. Beinahe die Hälfte des Landes machen die Seen, 
Sümpfe und Moräste aus, und die andere Hälfte die Waldungen. Der größte 
dieser^schmalen, und zwischen den Granitufern lange hingestreckten Seen, der 32 Q.-M. 
oder 760 qkm große „S a i m a"- See, der durch unzählige Wasseradern fast mit dem 
*) Hauptsächlich liegen hier die zwei größten Seen Europas: der Lädoga-, 330 Q.-M. (Königreich 
Sachsen 2/2), und der Onsga-See, 177 Q.-M., wegen Klippen und Sandbänken, Untiefen und heftiger Winde 
nicht schiffbar, aber reich an Fischen und Seehunden (Fig. 169). 
Isthmus (von 64 M.) zwischen Schweden und Finland ist gebirgig (bis 
400 m), hat jedoch auch einen großen See, Enare (26 Q.-M.).
	        
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