Südrußland.
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haftem Handel, und das neue, prächtige N i k o l aj e w am Bug-Liman, schnell aufgeblühte
See- und Handelsstadt, Hauptstation der russischen Kriegsflotte, mit 83000 E. —Haupt-
stapelplätze für den Handel im Innern sind I e k a t e r i n o s l a w am Dnjepr 34000 E.
und I e l i s a w e t g r a d (35 000 E.).
Weiter westlich, bis zum Pruth, ist die Provinz Bessarabieu, bestehend aus
zweierlei Gebieten. In der größeren Nordhälfte herrscht von der Bukowina und Podolieu
her das saustwellige Hügelland der Karpatischen Land höhe mit üppig fruchtbarem
Thonboden, schönen Waldungen und reichen, vortrefflichen Getreide-, Obst- und Wein-
ernten, bewohnt von Moldauern und, infolge der Kriege, auch von Russen — und
Zigeunern. Die breitere Südhälfte dagegen hat Steppenland, zwar mit herrlicher
Frühlingsweide — daher früher von Tataren durchzogen; aber bei ihrem Mangel an
Holz und an Quellen läßt sie Anbau nur iu deu Thälern zu, wo sie denn ebenfalls nn-
gemein fruchtbar, und von einer Menge K o l o n i e e n, auch aus Süddeutschland
(namentlich Schwaben, am Kagylnyk) besiedelt ist. — Hauptstadt K i s ch e u e w nahe dem
Dnjestr, eine hübsch gelegene, aufblühende Fabrik- und Handelsstadt von 112000 E. aus
wohl zwanzig Völkern. — Chotin und Bender oder Bendery (27000 E.), Festungen
am Dnjestr.—A k k e r m a n an der Dnjestrmündnng; Festung, Hasen, Handel, Salinen,
29000 E., schon mit türkischer Hauseinrichtung.
Der südlichste Teil der Steppe zwischen dem Asowschen Meere und dem Dnjepr
heißt die nogaische, jetzt samt der Krim Taurien genannt, früher von den
Griechen kolonisiert, aber wie oft erobert und verheert! Man sagt von 70 Völkern!
Auch die Venezianer und Genuesen legten hier eine Menge Städte, Burgen und
Schlöffer an. Nachher herrschten die Tataren, die sich unter Erbfürsten weit
ausbreiteten, aber unter dem strafferen russischen Regiments nach und nach zusammen-
schwinden. Russisch ist Taurien seit 1784, und seitdem der europäischen Kultur geöffnet.
§ 484. Ins Schwarze Meer streckt sich die Halbinsel Krim hinaus, zwar
eine kleine, aber eine der interessantesten Provinzen Rußlauds, die mit dem Festlande
nur durch die 1 M. breite altbefestigte Landenge von Perekop zusammenhängt. Bei
weitem der größte Teil der 467 Q.-M. oder 2572 qkm großen Halbinsel (fast gleich
Sizilien) ist dieselbe Wasser- und holzlose Steppe wie die nogaische, auch mit Herden,
besonders feinwolliger Schafe (Krimwolle), und mit Salzseen. Aber der ganze S.-O.
wird von einem sehr schönen Waldgebirge erfüllt, dem einzigen, das zugleich euro-
päischen Charakter und Weinbau hat, und an Länge dem Schwarzwald gleichkommt,
der Jurakette des' Jaila (d. h. Hochfläche), in welcher sich große Höhlen finden.
Es ist die südwestliche Fortsetzung des Kaukasus, die im Kemel Agerek
1524 m, und im Tschatyr D a g h (d. h. Zeltberg) 1518 m erreicht. Besonders
ist sein Pralliger Südabfall zum Schwarzen Meere, von Küstenbächen bewässert,
durch sein herrliches Klima, seine schönen Obstwälder, Weingärten und Olivenhaine
(selbst Baumwolle gedeiht), sowie durch seine, zwischen vielen von Tataren oder
Griechen bewohnten Dörfern zerstreuten Landhäuser berühmt, und wird von russischen
Großen viel als Winteraufenthalt benützt.
Die Bewohner waren früher hauptsächlich Tataren, die hier ein bedeutendes
Reich hatten, dessen Hauptstadt Baktschi Sarai (Gartenstadt) mit dem orientalischen
Fürstenpalaste und 37 Moscheen noch immer einen merkwürdigen Anblick bietet. Es ist
eine ganz tatarische Stadt (10000 E.), in einem abgeschlossenen, felsigen und engen, jedoch
anmutigen Gebirgsthale mit herrlicher Vegetation gelegen. Sonst aber sind die Tataren
(wohl über 120000) seit 1856 nach der Türkei ausgewandert und wurden meist durch
Russen ersetzt. — Die Russen, die das Weitläufige und Weite lieben, bauten sich eine
bequeme russische Hauptstadt, Simferopol, am Nordfuß der wünschen Gebirgskette
schön gelegen; Hauptmarkt der Krim, mit 53000 E. von sehr gemischter Abkunft (Rnssen,
Tataren, Armenier, Griechen. Deutsche, Juden, Zigeuner); anmutige Landsitze im Salgir-
Lesebuch der Erdkunde. 36