Full text: Lesebuch der Erdkunde

564 
XVIII. Das Kaisertum Rußland. 
von wo aus er sich ganz Rußland unterwarf. Lange herrschten nun Mongolen und Ta- 
taren über Rußland, und das Volk versank in Roheit. Doch 1480 ermannte sich 
Iwan III. Wassiljewitsch, Großsürst von Moskau, das seit 1323 Sitz des Großfürsten- 
tums geworden, befreite sein Vaterland (10000 Q.-M.) von dem Joche der Tataren, 
deren Macht durch Teilung in die Reiche Kasan, Astrachan und Krim zerfallen war, 
unterwarf auch das mächtige Nowgorod, und wurde Neugründer des jetzigen Rußland 
(das er aus 41000 Q.-M. erweiterte). Schon sein Enkel Iwan IV. der Schreckliche 
(1534—84) eroberte Kasan 1552, Astrachan 1556, die Länder der Baschkiren, der Don- 
schen Kosaken, und das westliche Sibirien. In Moskau wurde 1545 eine lutherische Kirche 
erbaut, und 1564 die erste Druckerei Rußlands errichtet. Aber mit seinem Sohne Feodor I. 
erlosch die männliche Linie von Ruriks Stamm, es entstanden Fehden und Anarchie; 
Polen und Schweden drangen ein, das Reich drohte zum zweiten Male unterzugehen. 
Da erhob sich unter M i n i n (Bürger) und P o s ch a r s k y (Fürst) von Nischni Now¬ 
gorod das Volk, und es wurde (1613) der junge Michael ans dem verwandten 
Hause Romanow zum Zar erwählt, dessen Geschlecht in weiblicher Linie noch auf 
dem russischen Throne sitzt. Sein Sohn Alexei gewann den östlichen Teil der Ukraine 
(des Kosakenlandes) und mehrte das Reich auf 263000 Q.-M. Es folgte Peter d. Gr., 
1689—1725, der Schöpfer des jetzigen Rußland, Gründer seiner Kultur, Seemacht und 
Industrie. Er erhob Rußland, hauptsächlich durch seinen Sieg über den genialen Schwe- 
den Karl XII., zu einer europäischen Macht, schob seiue Grenzen bis an die Ostsee und 
an das Schwarze und Kaspische Meer, wie an die Beringsstraße vor, und war unermüdet 
auf seine innere Hebung bedacht. Der Sohn seiner Tochter und eines Herzogs von 
Holstein-Gottorp, der unglückliche Peter III., wurde bald von seiner Gemahlin, der Au- 
Halteritt Katharina II. verdrängt, die 1762 — 96 Peters Werk fortsetzte, namentlich 
Polen und Süd-Rußland annektierte und das Reich auf 352000 Q.-M. mehrte. 
Auch unter ihren Enkeln Alexander I. (1801—1825), der über Napoleon I. siegte 
und die Nation wahrer Kultur entgegenzuführen bestrebt war, und Nikolaus (1825 
bis 1855) vergrößerte sich das Reich durch Siege über Türken und Perser. Finland wurde 
1809 gewonnen, der Rest von Polen 1815, ein Stück von Nordamerika 1821; Armenien kam 
1828, der Kaukasus nach langen Kämpfen 1864 unter Rußlands Herrschaft. Alex an- 
der II. (1855—1881) trat zwar die Donaumündungen 1856 ab und verkaufte die ameri- 
konischen Besitzungen an die Nordamerikanische Union 1867, erwarb aber dafür 1858 das 
Amurland und drang in Turkestan über Taschkend und Samarkand bis Kokan vor (1865 
bis 1875). Der Sieg über die Türkei 1878 brachte das abgetretene Stück von Bess- 
arabien wieder ein und erweiterte Rußlands Grenzen in Kleinasien bis Kars und Batnm, 
so daß das ganze Reich jetzt 403350 Q.-M. oder 22209000 qkm mit 98 Mill. E. umfaßt. 
Der Krim-Krieg 1854—56 hat Veranlassung gegeben, den Bau der Eisen- 
bahnen in Angriff zu nehmen, um teils für einen Kriegsfall die ungeheuren 
Dimensionen zu verkürzen, teils der Industrie und dem Handel unter die Arme zu 
greifen. 1381 besaß Rußland bereits 22 653 km Eisenbahnen. Auch die Steinkohlen- 
schätze wurden mit Eifer aufgesucht. Rußland hat 4 Kohlenreviere: das mittelrus- 
fische um Moskau und Kijew; das polnische, eine Fortsetzung des oberschlesischen 
Lagers; das Donez-Revier, so wichtig für das waldlose Südrußland, wo sich neben 
der vorzüglichen Kohle auch vortreffliche Eisenerze finden; endlich das Revier am 
Westabhang des Ural bei Perm. 
Es möge hier die Übersicht über Rußlands (es ist natürlich das ganze Reich 
gemeint) mineralische Produktion im I. 1879 folgen (l Pud a 40 Pfd. 
ist — 16x/3 kg): 
Gold 2632 Pud Kupfer (1876) 192 614 Pud 
Platina 138 „ Roheisen 26,4 Mill. „ 
Silber 697 „ Stein- und Braunkohle 178,2 „ „ 
Zinn 125 „ Naphtha 21,5 „ „ 
Blei 82 842 „ Kochsalz 50 
Zink 263 588 „
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.