Full text: Lesebuch der Erdkunde

570 Übersicht über Europa. 
fach sich erwiesen: die Pyrenäen scheiden Spanien und Frankreich, die Alpen Deutsch- 
land von Italien, das Skandinavische Gebirge (im Norden) Norwegen von Schweden, 
die Karpaten Ungarn und Galizien. Dagegen ist das Zentralland der Alpen merk- 
würdig als Vereinigungsland der deutschen, romanischen und slavischeu Völkerstämme.*) 
— Vorherrschend jedoch besteht das gebirgige Europa aus M i t t e l g e b i r g s- 
land, und zwar in ungemein mannigfaltiger Gestalt, indem es eine Menge Ge- 
birgsgaue und natürlich abgegrenzte Gebirgslandschaften zu Heimaten für verschie- 
deue Völkerschaften bildet. Am vielfältigsten und breitesten in Deutschland, 
das als Zentralland Europas aus allen Hauptformen des Bodens zusammengesetzt 
ist, indem im S. die Alpen, in der Mitte das Mittelgebirgsland, im N. das Tief¬ 
land, und zwar jedes durch die ganze Breite von W. nach £)., den Boden Deutsch¬ 
lands bilden. Wie so ganz anders feine beiden Nachbarländer, Frankreich und Ungarn! 
Von den Mittelgebirgen Europas erheben sich unter denen des Festlandes 
nur die Karpaten bis 2600 m; die in Deutschland erreichen nicht mehr als 1600 m, wohl 
aber die in Frankreich über 1800 m; dagegen auf den drei südlichen Halbinseln steigen 
sie bis 3000 m auf. Die meisten aber vermehren durch die Schneedauer ihrer Gipfel 
den Wasserreichtum der Flüsse, die ihre Länder mit befruchtenden Gewässernetzen und 
schiffbaren Strombahnen erfüllen. — Der Zentralstamm des Mittelgebirges ist um 
den Halbkreis der Alpen gleichfalls in einem großen Halbkreis konzentrisch gelagert, und 
merkwürdiger Weise in einer Dreiteilung, gleich den Alpen selbst: in der Mitte das deutsche 
Mittelgebirgsland (5000 Q.-M. groß), im S.-W. das französische (3700 Q.-M.), im 
S.-O. das karpatische oder slavische (4000 Q.-M), jedes mit besonderem Charakter und 
beide Flügel von dem Zentral-Mittelgebirge durch Stromläufe getrennt (Saone, March), 
liberall aber vermebren zwischen den Gebirgsgruppeu liegende oder zur Seite augelehnte 
Tiefebenen die Mannigfaltigkeit der Bodengestalt und der Bodenerzengnisse. 
Ebenso sind auch die Tiefländer Europas nicht ohne Wechsel der Oberfläche; 
sie werden von Landrücken durchzogen, durch welche die Flüsse anmutige Thäler gerissen 
haben, oft haben sie auch Hügelgruppeu. Eiuzig das kleine Holland, wo die Sandflächen 
in Heide und Moor übergegangen sind und selbst bis unter das Niveau der Meeres- 
fläche herabsinken, ist völlig gebirgslos, aber um so flußreicher. Im Ganzen herrscht das 
(leichter zu bewohnende) Tiefland über das Gebirgsland vor. Europa besteht nämlich 
aus 120000 Q.-M. Tiefland (die Sarmatische Tiefebene, Germauische Tiefebene, Frau- 
zösisches Tieflaud, — diese drei großen Tiefländer in Einem Zusammenhang vom West- 
fuße der Pyrenäen bogenförmig bis an den Ural, und konzentrisch um das dreiteilige 
Mittelgebirge her; dann Rheinische und Lombardische Tiefebene, Ungarische und Wa¬ 
lachische Donautiefländer). Dem Tieflaud stehen nur 60000 Q.-M. Gebirgs- 
land gegenüber. Glücklicherweise nimmt das Tiefland nicht den ganzen Süden ein, 
und das Gebirgsland nicht den ganzen Norden. Wir sehen an der Steppe Südrußlands, 
was sonst aus den herrlichen Landschaften von Süd- und West-Spanien, Italien und der 
Türkei geworden wäre; an den eisigen Hochflächen Norwegens, was das nördliche Ge- 
treideland Rußlands alsdann tragen würde. Beinahe der ganze Südwesten Europas, 
der durch eine Querlinie von den Rheinmündungen bis zur Dnjestrmündnng abgeschnitten 
wird, ist Gebirgsland, — worin die Alpen (mit einer Basis von 4500 Q.-M.) den 
Hauptkern bilden. 
Die verheerende feurige Thätigkeit des Erdinnern ist in Europa glücklicherweise auf 
nur zwei Vulkangebiete an den Grenzen des Weltteils beschränkt; wovon das 
größere auf der äußersten N.-W.-Insel (Island), das andere mit zwei Hauptvulkanen 
auf den Grenzen des Südens (Italien) sich befindet. Fast größer, doch gegen die üb- 
rigen Weltteile noch immer sehr mäßig, sind die Erdbebenherde. Von erloschenen Vul- 
kanen hat Europa jedoch auch auf dem Festlaude mehrere Gebiete: hauptsächlich in Hoch- 
frankreich, nnd in der Eifel; dann in Mittelitalien und auf deu griechischen Inseln. 
*) Von den großen Gebirgen Europas hat den größten Raum das Skandinavische Gebirge mit 
9800 Q.-M., es folgen der Ural mit 6000 Q.-M., die Alpen mit 4S00, die A p e n n i n e n mit 2800 und 
die Pyrenäen mit 1200 Q.-M.
	        
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