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dem Gedächtniß fester einzuprägen — recht gut alle Meerbusen, Halbinseln,
Inseln, Gebirgsketten, Berge, Flüsse, Produkte, Handels-, Fabrik-, Univer-
sitäts-, historisch merkwürdige Städte u. dgl. noch einmal aufgezählt werden.
Zeller l) hält allerdings auch für den fortlaufenden geographischen Unter-
richt diese das Gleichartige zusammenstellende grnppirende Methode fest;
jedoch dürfte fein Lehrgang keine Nachahmung verdienen. Ich lasse ihn hier
folgen. I. Erdbeschreibender Lehrgang im engsten Sinne (Planiglobium,
Globus, Zeichen auf demselben ic.) II. Naturbeschreibender Lehrgang: geo¬
logische, atmosphärische und naturhistorische Beschreibung der Länder. III.
Ortsbeschreibender Lehrgang: topographische, technologische und anthropo-
logische Beschreibungen (Beschreibung der Hauptstädte, Kunstprodukte, Men-
schen). IV. Religionsbeschreibender Lehrgang: Beschreibungen des Gottes¬
dienstes (des Christeu-, Juden-, Heidenthums und Islams).
6) Aus der vorgenommenen Kritik der verschiedenen Methoden des
geographischen Unterrichtes ergiebt sich, daß die synthetische Methode für den
geographischen Unterricht in der Volksschule am geeignetsten erscheint. Doch
möchte ich nicht sagen, schlechthin die synthetische. Man hat nämlich der
synthetischen Methode — und zwar nicht mit Unrecht — zum Vorwurf ge¬
macht, daß der Zögling bei Befolgung derselben zu spät (vielleicht erst in drei
oder vier Jahren nach Beginn des geographischen Unterrichts) einen Ueber-
blick über die ganze Erde und namentlich zu spät Einsicht in die täglich vor
seinen Augen sich abwickelnden astronomischen Erscheinungen erhalte. Dem
kann aber recht gut abgeholfen werden, wenn man —• bei Festhaltung der
synthetischen Methode — das in der Volksschule zu behandelnde erdkundliche
Material aus mehrere concentrisch sich erweiternde Kreise vertheilte, sodaß
dem Zöglinge schon auf der untersten Stufe das Gesammtgebiet der Geo-
graphie — nur in seinen einfachsten Grundzügen — vorgeführt würde, daß
dann weiter dasselbe sich auf der nächstfolgenden Stufe erweiterte, bis es
endlich auf der obersten Stufe seinen Abschluß und Ausbau erhielte, soweit
in der Volksschule überhaupt das geographische Gebiet vollendet und ausge-
baut werden kann. Diese concentrisch-synthetische Methode ist neuer-
dings auch in anderen Unterrichtsfächern, wie in Religionslehre, Geschichte
(Spieß), Naturgeschichte (Lüben), Physik (Krüger), deutscher Grammatik
(Lüben, Panitz, Wetzel) mit Glück angewendet worden. Im geographischen
Unterrichte läßt sie sich dann am sichersten durchführen, wenn derselbe in
allen Elasten einer Schule nur einem Lehrer übertragen ist.
In einer vierklassigen Volksschule würden bei Befolgung dieser
Methode in der vierten Elasten (Kinder von sechs bis acht Jahren) die geo-
graphischen Grundbegriffe an der Heimath nach Ziemann'fcher
(§. 8, 2) und Nacke'scher Weise2) den Zöglingen verdeutlicht werden. Dieser
propädeutische Enrsns ließe sich recht gut dem Anschauungsunterrichte
einreihen. In der dritten Elaste (neuntes und zehntes Jahr) würde dann
mit dem ersten Eursus begonnen werden: Heimath, engeres und weiteres
Vaterland, außerdeutsche Länder Enropa's, fremde Erdtheile, astronomische,
allgemeine physische und politische Erdkunde — von allem nur das Einfachste
(geographische Formenlehre oder reine Geographie). Der zweite
Cnrsns in der zweiten Elaste (eilstes und zwölftes Jahr) behandelt ganz
1) Zeller, „Lehren der Erfahrung für christliche Land- und Armenschullehrer".
3. Theil. — 2) Nacke, „Die Weltkunde als Anschauungsunterricht".