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Ein Leitfaden, in dem die concentrisch- synthetische Methode praktisch
durchgeführt ist, ist der von A. Hummel, Kleine Erdkunde für Volks- und
Bürgerschulen. Halle 1873. Ausgabe A 68 S. Ausgabe B 82 S. Der
Stoff ist auf drei concentrische Curse vertheilt. Ausgabe B bietet das Mate¬
rial zur methodischen Behandlung dar. welches außer in einer Abhandlung
(S. 40) in einer Menge den einzelnen Paragraphen beigefügter Aufgaben
besteht. Die concentrisch-analytische Methode ist schon längst mehrfach be-
folgt worden, so z. B. von Dommerich-Flathe, Grünfeld, Möbns u. A.
Auch Daniel und Pütz gehören hierher, indem sich ihre Leitfäden als erste,
ihre Lehrbücher als zweite Stufe bezeichnen lassen.
§. 9.
Weitere didaktische Grundsätze und praktische Winke für den
Lehrer der Geographie.
I. Unterrichte so viel als möglich anschaulich.
1) Dies ist bekanntlich der oberste Unterrichtsgrundsatz der modernen
Schule; er gilt auch insbesondere für den geographischen Unterricht. Dem-
nach darf keine geographische Lection ohne Benutzung der Karte ertheilt
werden.*) Eine große Wandkarte muß in der Classe Vorhandensein;
aber auch jeder Schüler muß womöglich einen Atlas in den Händen haben.
Die wohlseilen Schulatlanten, die in unserer Zeit existireu, machen es mög-
lich, daß dieser Forderung entsprochen werden kann. Die Wandkarten anzu-
kaufen, ist Sache der Schülgemeinde, und bei dem Interesse, das gegenwärtig
allgemein unter dem Volke für das Schulwesen erwacht ist, kann man wohl
darauf rechuen, daß sich keine Gemeinde mehr sträuben werde, gute Wand-
karten für ihre Schulen anzuschaffen. Zur Verdeutlichung der astronomischen
Verhältnisse sollte freilich in jeder Schule auch ein Globus vorhanden sein
uud — wenn irgend möglich — auch ein Tellurium.2) — Es wird hier
am Platze sein, das Wichtigste über Globus und Karten, als die zur Ver-
anschaulichuug dienenden Abbildungen der Erde, folgen zu lafseu.
a. Nur der Globus, als eiue Kugel, worauf die ganze Erde abge-
bildet ist, giebt ein vollkommen treues Bild der Erdoberfläche; denn da die
Erde eine Kugel ist, kann eben auch nur eine Kugel die richtigste Darstellung
der Erdoberfläche liesern. Der erste Erdglobus soll im dritten Jahrhundert
vor Christo gefertigt worden sein. Die älteren Globen litten an Schrift-
überfülle und ließen darum die übrigen Landesbeschaffenheiten kaum erkennen.
Seit der Reformation der Karten durch Sydow und Berghaus ließ man
auch deu Globen eine durchgreifende Verbesserung für didaktische Zwecke an-
gedeihen. Man hütet sich jetzt, auf den Globen das Naturbild der Erdräume
durch die Schrift zu erdrücken; das Land tritt auf ihnen deutlich hervor, da
1) Vgl. Geistbeck, „Die Karte als Grundlage und Mittelpunkt des geogra-
phischen Studiums und Unterrichts" in Kehr's „Pädagog. Blättern" III, 537 ff.
— 2) Vgl. F. A. Puschmann, „Erläuternde Beigabe" zu seinen „Neuen Ver--
anschaulichungsniitteln für mathematische Geographie" (Grimma, Gensel).