Full text: Geographisch-geschichtlicher Provinzial-Anhang, enthaltend Lesestücke aus der Heimatkunde der Provinz Pommern (Pommern, [Schülerband])

Land und Leute in den Weichselniederungen. 
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2. Heldenmut der (Suttner Frauen. Als die Ordensritter das Preußen¬ 
land zu erobern begannen, herrschte westlich von der Weichsel der Herzog 
Swantepolk von Pommerellen, ein hinterlistiger und treuloser Mann. 
Er hatte sich anfangs mit den Ritterir gegen die alten Preußen verbunden, 
aber später dieses Bündnis gebrochen, die Preußen zur Empörung aufgereizt 
und gegen den Orden das Schwert erhoben. Einst erschien er plötzlich vor 
der Stadt Culm, um sie dem Orden zu entreißen; denn er hatte erfahren, 
daß alle wehrhaften Männer der Stadt zum Kampfe ausgezogen seien. 
Aber die Frauen legten Wehr und Waffen der Männer an und besetzten die 
Mauern, entschlossen, sie zu verteidigen. Swantepolk meinte, daß jene 
Nachricht, die er erhalten hatte, falsch sei, und zog ab, ohne einen Angriff 
versucht zu haben. 
3. Graudenz und der alte Courbiöre. Weiter abwärts auf dem rechten 
Wcichselufcr liegt Graudenz. Es ist gleichfalls eine sehr alte Stadt. 
Friedrich der Große erbaute 2 Km nördlich die kleine, aber äußerst starke Festung. 
Im unglücklichen Kriege wurde diese Festung von dem 73jährigen Cour- 
bière mutig verteidigt. Die Franzosen ließen ihm hineinsagen, es gäbe 
keinen König von Preußen mehr. Da erwiderte der Alte: „Nun, dann 
ist er König von Graudenz!" und hielt die Feste bis zum Friedens¬ 
schluß. Als er einige Jahre danach starb, wurde ihm auf dem Walle 
der ruhmvoll verteidigten Festung ein Denkmal gesetzt, und ihm zu Ehren 
heißt die Festung jetzt „Feste Courbière". «àn. Gbermàr »,» 3. v-igt. 
4. Land und Leute in den Weichselniederungen. 
1. Gewonnenes Land. Das Land um die Mündungsarme der Weichsel 
war in alter Zeit ein weites, mit Wald bestandenes Sumpfgebiet, doch 
war es schon lange vor der Ankunft des deutschen Ritterordens bewohnt, 
wenngleich nur spärlich. Die Bewohner suchten sich durch Dämme gegen 
Überschwemmungen zu schützen. Besonders unter der Ordensherrschaft wurde 
die Eindämmung fleißig fortgesetzt und so allmählich dieses Land für den 
Ackerbau gewonnen. Die trockengelegten Stellen heißen Werder, die 
niedriger gelegenen Teile Niederungen. 
2. Die Dämme oder Deiche. Zu beiden Seiten der Weichsel, soweit 
sie durch preußisches Gebiet fließt, laufen große Dämme bis zu den 
Mündungen der Flußarme, nur da unterbrochen, wo die hohen Flußufer ihre 
Anlage unnötig machen. Bald nähern sie sich dem Strome so, daß ihr Fuß 
von ihm bespült wird, bald, wo es nötig erschien, entfernen sie sich von ihm, 
zuweilen bis auf 1000 m. Sie sind 6 bis 8 in hoch; ihre Breite ist unten 
erheblich größer als oben, beträgt aber auch hier noch 5 bis 7 rn, so daß
	        
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