Full text: Kleine braunschweigische Landeskunde

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geschmückt, Heinrich d. L. hält in seiner rechten Hand das Modell des 
Domes und in seiner linken das Schwert, während seine Gemahlin die 
Hände zum Gebet gefaltet hat. Vor dem Altar befindet sich noch ein großes 
Grab, welches mit einer Messingplatte bedeckt ist. In demselben sind die 
Gebeine des Kaisers Otto IV. von Braunschweig (f 1218) und seiner Gemahlin 
Beatrix von Hohenstaufen (f 1212), sowie 11 anderer brannschweigischer 
Fürsten und Fürstinnen beigesetzt. Das neue fürstliche Erbbegräbnis in der 
Krypta unter dem hohen Chore, welches seit 1681 benutzt wird, enthält 
49 Särge von Mitgliedern des brannschweigischen Fürstenhauses. Der letzte 
Fürst, welcher hier beigesetzt wurde, ist Herzog Wilhelm (f 18. Okt. 1884 
zu Sibyllenort bei Öls in Schlesien). Derselbe hat das Innere des Domes 
wieder erneuern und mit Wandgemälden schmücken lassen. Zu seinem 
50jährigen Regierungsjubiläum (25. April 1881) schenkte er der Kirche die 
große Lichterkrone mit 72 Flammen, welche von der Decke des Mittelschiffes 
herabhängt. Zu beiden Seiten der Thür außen an dem nördlichen Kreuzes- 
arme sieht man mehrere Längsrillen in den Steinpfosten. Dieselben rühren 
der Sage nach von dem treuen Löwen des Herzogs Heinrich her, welchen 
dieser von seiner Pilgerfahrt nach Jerusalem mitgebracht hatte. Als der 
Herzog gestorben war, heulte und kratzte der Löwe so lange an der Thür, 
bis man ihn in die Kirche ließ, wo er trauernd auf dem Grabe seines Herrn 
verschied. Dann wurde er unter dem Löwendenkmale begraben. 
Die Promenaden, welche die ganze Innenstadt umgeben, sind 
an Stelle der ehemaligen Festungswälle angelegt. Sie haben im Grund- 
riß die Form einer Ellipse von etwa einer Stunde Umfang und sind 
mit Kastanien, Linden, Platanen und Ahornbäumen bepflanzt. Wir 
beginnen unsere Promenadenwandernng am Staatsbahnhofe. Da, wo 
jetzt der Staatsbahnhof steht, lag ehemals das vom Grafen Eckbert II., 
dem Bruder der „guten" Gräfin Gertrud, ums Jahr 1080 erbaute 
C y r i a k u s st i f t mit einer stattlichen zweitürmigen Kirche und zahl- 
reichen Gebäuden. Dieses Stift wurde 1545 von den Braunschweigern zer- 
stört, damit Herzog Heinrich d. I. es nicht mit seinen Soldaten besetze und 
von hier aus die Stadt belagere. Aus dem Bahnhofe herrscht ein reges Leben, 
denn hier verkehren täglich etwa 200 Personen- und Güterzüge, und es 
werden jährlich ca. 900000 Fahrkarten ausgegeben. (Bahnverbindung nach 
Helmstedt, Wolfenbüttel, Hildesheim, Hannover und Gifhorn. Landes- 
bahn vom Nordbahnhofe nach Seesen. Elektrische Straßenbahn vom 
Friedrich-Wilhelmsplatze am Staatsbahnhofe nach allen Stadtthoren.) Auf 
dem Siegesplatze ö. vom Bahnhofe erhebt sich das Siegesdenkmal zur 
Erinnerung an den deutsch-französischen Krieg 1870—1871. Auf einem Fuß- 
gestell von rotem, schwedischem Granit steht die Germania, die in der rechten Hand 
einen Lorbeerkranz hält, während die linke sich auf das Schwert stützt. Die Vorder- 
seite des Fußgestells zeigt einen Husaren, einen Infanteristen und einen Artille- 
risten in den alten brannschweigischen Uniformen. Auf der Rückseite erblickt
	        
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