Full text: Kleine braunschweigische Landeskunde

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in der Nähe des Bahnhofes bei Harzburg Wettrennen abgehalten, bei denen 
die Besitzer der schnellsten Pserde Ehrenpreise (bis 3000 Mark!) erhalten. 
Der Schimmerwald (Schimmelwald) zwischen Harzburg und Eckerkrug er- 
innert an den altdeutschen Gott Wodan, der hier in heidnischen Zeiten ver- 
ehrt wurde. Wodan, der nach dem Volksglauben aus einem achtbeinigen 
Schimmel durch die Lüste reitet, lebt in der Sage noch sort als der wilde 
Jäger Hackelberg, der in stürmischen Herbstnächten an der Spitze der „wilden 
Jagd" mit Peitschenknall unter dem Rufe: „Hui! Hui!" durch die Harzwälder 
Zieht und den Leuten, die seinen Jagdruf nachäffen, ein Pferdebein an den Kopf wirft. 
10. Die Ilse entspringt im Brockenbett, einem Torfmoor zwischen 
der Heinrichshöhe und dem Renneckenberge, und empfängt l. den Kellbach, der 
vom Brocken kommt und durch das Schueeloch (Name?) fließt. Sie bildet auf 
ihrem Laufe zahlreiche Wasserfälle, nimmt ihren Weg zwischen dem Jlsestein 
x. und dem Westerberg l. hiudurch, verläßt bei Jlseuburg das Gebirge und 
mündet bei Hedwigs bürg in die Oker. Jlsenburg ist am Fuße einer 
alten Burg der sächsischen Kaiser entstanden, welche jetzt dem Fürsten von 
Stolberg-Wernigerode gehört. Oben aus dem Jlsestein steht ein Kreuz, welches 
Graf Anton von Wernigerode zum Andenken an seine in den Befreiungskriegen 
1813— 1815 gefallenen Freunde hat errichten lassen. Wie die Sage erzählt, 
bildete der Jlsestein mit dem Westerberge ehemals einen zusammenhängenden 
Bergrücken, ans dem ein Schloß stand, in welchem der Harzköuig Jl-sung mit 
seiner Tochter Ilse lebte. Eine Hexe, welche unten im Thale wohnte, haßte 
aber die schöne Ilse und zauberte eiue große Wasserflut herbei, die den Berg 
in zwei Stücke zerriß. Das Schloß wurde vernichtet und der König ertrank 
in den Fluten. Die Prinzessin Ilse aber blieb am Leben und wohnt seitdem im Jlsestein. 
Werste überrascht, wenn sie imJlseslussebadet, wird in eine zottige Tanne verwan- 
delt; wer aber die rechten Blumen zneinemStraußebindetnnddenselbenam I.Mai 
um Mitternacht zum Jlsestein trägt, erlöst die Prinzessin und wird reich belohnt. 
11. Die Holzemme entspringt am Renneckenberge ö. vom Brocken 
in der „Hölle", wo die Felsen so wild umherliegen, als ob der Teufel fie 
durcheinandergeworfen hätte. Das obere Thal der Holzemme heißt die 
„steinerne Renne", weil das Bett des Flusses mit vielen Steinen angefüllt ist. Bei 
Wernigerode (Schloß des Fürsten vonStolberg!) verläßt sie das Gebirge, geht über 
Halberstadt (Stephansdom!) und mündet unterhalb Gröningen l. in die Bode. 
§ 8. Der Unterharz. 
1. Der Regenstein (Reinstein) ist ein Höhenzug n. von Blanken- 
bürg, welcher dem Harze vorgelagert ist. Der Name bedeutet entweder 
Reihenstein, weil die Sandsteinfelsen, aus welchen er besteht, eine 
2'/z km lange „Reihe" bilden, oder der ragende Stein, weil er schroff aus 
der Ebene emporsteigt. Im Mittelalter befand sich auf dem Regenstein eine 
Burg der Grafen von Blankenburg, deren Gemächer zum Teil in den Felsen 
gehauen waren. Selbst die Futterkrippen in den Ställen und die Bettstellen
	        
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