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Nach weiterem, mühevollem Marsche haben wir eine Höhe von
1950 m erreicht; wir sind an der Grenze des Mittelgebirges an-
gekommen.
Doch nach kurzer Rast wieder aufwärts.
Immer höher sind die Berge, immer schärfer weht der Wind,
immer geringer und einförmiger wird die Vegetation, bis wir endlich
auf einer Höhe angelangt sind, auf welcher der Boden mit schmelzen-
dem Schnee und Eis bedeckt ist.
Wir haben jene Linie passiert, über welcher der Schnee auch im
Sommer nicht schmilzt.
Man nennt diese Linie Schneegrenze.
Die Berge sind hier mit Schnee, mit Gletschern und Eisselderu
bedeckt;— wir befinden uns auf dem Hochgebirge. Diesen Schnee-
bergen einen Besuch abzustatten gelüstet uns nicht. Wir ruhen hier
aus und überschauen diese mächtige und prächtige Gebirgslandschaft.
Hier sind Gebirgsstöcke, deren Gehänge tief gefurcht siud mit
schroffen, fast senkrecht abstürzenden Schluchten, dort sanft ansteigende
Abhänge, die einen mit Wald bewachsen, die anderen bilden Berg-
wiesen, die wir Alpen nennen. Auf einer solchen Alpenwiese be-
merken wir eine Hütte; es ist die Wohnung der Sennerin, welche
während der Sommerzeit auf diesen Höhen hallst.
Dort zieht sich ein langgestreckter, schmaler Bergesrücken hin, es ist
ein Gebirgskamm; die Einsenknng daraus wird Sattel genannt.
Bei mehreren Bergen treten an vielen Stelleu deren Gesteine
sichtbar zutage, das siud Felsen. Die Abhänge der Felsenwände sind
steil und schroff.
Wie werden wohl diese Felseil hierhergekommen sein?
Seht dorthin, da ragt ans dem Meere ein hoher, rauchender
Berg empor; es ist ein Vulkan oder feuerspeiender Berg, der
durch einen Kanal mit dem seuerflüfsigeu, glühenden Erdinnern m
Verbindung steht. Diese glühende Masse hat sich durch die Erdkruste
durchgedrängt und dort einen Ausweg geslmden.
Ähnlich erging es unseren Gesteinen.
Während sich um die Erde eine Kruste bildete, drängte sich die
feurige Masse an manchen Stellen der Erde nach außen. Da sie aber
die Kruste nicht ganz durchbrechen konnte, blieb sie unter der Erdober-
fläche und erstarrte. So wurden diese Gesteine daraus (Granitfelsen).
Aber wir dürfen uns die Erdkruste doch nicht so unbedeutend vorstellen.
Das Innere der Erde bildet eine ungeheure Vorratskammer von
unermeßlichen Schätzen.
In diesem Erdinnern schlummerten jahrtauseudelaug unter
Schlamm und Schutt vergraben, versunkene Wälder, welche vor uu-
deutlicher Zeit den Boden bedeckten und ganz anderer Art waren, als
die heutigen es sind. Sie schlummerten so lauge, bis der Bergmann an
das Grab dieser Wälder pochte uud sie als Steinkohle zutage förderte.
In diesen Vorratskammern finden wir Gold, Silber, Eiseu,
Kupfer, Salze und viele audere Erdstoffe.
Die Orte, wo diese Vorräte ans Tageslicht gefördert werden,
heißen Bergwerke.
Der Bergball ist mühsam und mit vielen Gefahren verbuuden.