Full text: Die Geschichte von Bayern für die deutschen Schulen

102 
Die fast gränzenlole Milde des Herzog Wil¬ 
helm V. konnte zwar nicht den Rcichthum der Liebe 
erschöpfen, der in seinem Herzen war, wohl aber 
erschöpfte sie seine Kaffen, welche schon unter der 
vorigen Regierung sehr gelitten hatten. Die Schul¬ 
den waren ungemein angewachsen, das Verhältniß 
des Herzogs zu den Ständen, welche die Lasten mit 
dem Fürsten tragen sollten, war schwieriger gewor¬ 
den; der Landesherr sah sich nach allen Seiten hin 
durch ein Gewirr von Verlegenheiten umstrickt.' Da 
übergab er im Jahr 1598 seinem ältesten Sohne 
Maximilian I. die Herrschaft, und zog sich mit 
seiner Gemahlin Renata in eine Stille zurück, die 
seinem Gemüth am meisten zusagte. Die von Wald 
und grünen Wiesen umgebene Gegend des Lustschlos¬ 
ses Schleiß heim sollte noch jetzt jeden Besuchenden 
in Liebe an den mildthätigen Wilhelm V. erinnern, 
denn dort verweilte er oft und gerne. Er genoß 
seines Ruhestandes noch 28 Jahre lang, denn erst 
im Jahre 1626 , im 78ten Jahre seines Alters ver¬ 
schied er. 
Maximilian 1°, der Große. 
h. 12. Wenn ein Kind seinen Vater liebt 
und es nicht dulden mag, daß Fremde den lieben 
Vater tadeln, auch wenn wirklich einige Ursache zu 
diesem Tadel vorhanden wäre, dann wird dieses Jeder¬ 
mann nicht unbillig noch unrecht finden. Um so mehr 
aber billig und recht, wenn der Vater ein Solcher ist, 
der in seinem ganzen Wesen auch dem Fremden Ach¬ 
tung gebieten sollte.
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.