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§ 30. Friedrich II., der Große. 
fiel die ganze Armee ein. (Besser: Choral von Lenthen.) Friedrich wäre 
dann abends im Schlöffe zn Liffa fast von österreichischen Offizieren ge¬ 
fangen genommen worden; aber seine Geistesgegenwart rettete ihn. Schle¬ 
sien, außer Schweidnitz, war nun wieder in Friedrichs Händen. 
5. 1758 fielen die Russen raubend und plündernd in die Neumark 
ein. Friedrich eilte aus Mähren, wo er Olmütz belagerte, herbei, und am 
25. August kam es bei Zorndorf, nördlich vom'Einflüsse der Warthe 
in die Lder, zur Schlacht. Es war eine furchtbare Blutarbeit, denn die meist 
betrunkenen Russen wichen nicht vom Platze und mutzten reihenweise nieder¬ 
geschlagen werden. Auch hier war es Seydlitz, der mit seiner Reiterei 
schließlich den Sieg errang. 
Nun zog Friedrich nach Sachsen, das sein Bruder, Prinz Heinrich 
gegen^Daun kaum noch zu behaupten vermochte. Bei Hochkirch,'ostwärts 
von Bautzen, bezog er ein offenes Lager trotz der bedrohlichen Nähe der 
Österreicher. Marschall Keith warnte den König: „Wenn uns hier die 
Feinde nicht angreifen, so verdienen sie gehängt zu werden!" Aber Friedrich 
antwortete: „Daun fürchtet uns mehr als den Galgen!" Am frühen Morgen 
des 14. Oktobers erfolgte aber doch ein feindlicher Überfall. In dem 
Heere der Preußen entstand zunächst eine schreckliche Verwirrung, und es 
wurde unter schweren Verlusten, namentlich auch an Geschützen, aus dem 
brennenden Dorfe hinausgefchlagen. Eine Verfolgung wagte der Zauderer 
Daun nicht. Friedrich entsetzte noch in diesem Jahre die Festungen Kofel 
und Neisfe und behauptete so auch in diesem Jahre Schlesien. - Das von 
den Engländern unterhaltene Heer schlug die Franzosen bei Krefeld. 
6. 1759 schlug zwar Ferdinand von Braunschweig die Franzosen bei 
Minden, aber im Osten „sah es für Friedrich schlimm aus. Die Russen 
unter Soltif olt) und die Österreicher unter Laudon hatten sich bei Frank- 
furt a. d. O. vereinigt, und Friedrich griff sie am 12. August bei Kuners¬ 
dorf an. Schon wichen die Russen. Aber Friedrich wollte die Arbeit nicht 
halb getan haben und mit seinen übermüdeten Truppen nicht nur siegen, 
sondern den Feind vernichten. Doch die Russen, von den frischen Truppen 
Laudons unterstützt, drangen siegreich vor. Friedrich selbst geriet in Lebens¬ 
gefahr und suchte den Tod; denn er fürchtete, die Verbündeten würden 
sofort auf Berlin losmarschieren. Aber die Zwietracht der feindlichen Feld¬ 
herren rettete ihn vor völliger Vernichtung. — Bald darauf ging ihm 
Dresden verloren, und General Fink wurde bei Maxen, unweit Dresden, 
mit 10000 Mann gefangen genommen. 
7. 1760 brachte zuerst neue Verluste. General Fouqus wurde bei 
Landeshut von der Übermacht der Österreicher besiegt. Friedrich stand 
im August bei Liegnitz zwischen zwei feindlichen Heeren. Er verließ fein 
Lager, in welchem er aber durch Bauern die Lagerfeuer unterhalten ließ, 
und zog Laudon entgegen, den er am Morgen des 15. ganz unerwartet 
überfiel und völlig schlug. — Im Oktober besetzten Russen und Österreicher 
auf kurze Zeit Berlin. — Im November besiegten die Preußen die 
Österreicher unter Dann bei Torgau. Schon hielt der König die Schlacht
	        
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