Full text: Geographische Charakterbilder aus Deutschland (Alpenland, Deutsches Reich und Deutsch-Österreich) (Teil 1)

Dresden — Elb-Florenz. 
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so allmählich plateauartig zum Sächsischen Berglande ab, daß 
man, von dieser Seite kommend, sich kaum einem Gebirge zu nähern 
glaubt. Die bis auf den höchsten Kamm dicht gesäeten Ortschaften 
und Städte begünstigen die Täuschung. Nur das rauher werdende 
Klima und eine gewisse spröde Strenge der Landschaft, oder ein tief 
eingerissenes Thal mahnen an das Gebirge. Jedoch steil und jäh- 
lings fällt das Gebirge nach Böhmen hinunter. Sein Kamm und 
die oberen Teile der Hänge sind entweder stark bewaldet oder bilden 
grasreiche Weiden. Bis hoch hinauf an den Scheitel ist es bewohnt 
und bebaut, wie kein Gebirge sonst in Deutschland. Dorf liegt an 
Dorf, und alle wimmeln von fleißigen und genügsamen Webern, 
Spinnern, Berg- und Holzarbeitern. 
4. Dresden — Elb-Florenz. 
Der schöne Thalkessel, in welchem, von sanften Höhen umgeben, 
Dresden liegt, lockte schon die alten Sorben zur Ansiedelung. Als 
Heinrich I. die Herrschaft der Deutschen auch hier ausgebreitet hatte, 
legte er zum Schutze des neu gewonnenen Landes eine Burgwarte 
au; als Stadt jedoch erscheint Dresden erst 1206 in Urkunden. An- 
fänglich gehörte die Stadt zum Bistum Meißen, später ward sie dem 
Markgrafen von Meißen unterthan. Heinrich der Erlauchte machte 
sie 1270 zu seiner Residenz; ein Splitter des Kreuzes Christi in der 
Kreuzkapelle und ein wnnderthätiges Marienbild in der Frauenkirche 
erhoben die Stadt allgemach zum Ziel zahlreicher Wallfahrten. 
Nach der Teilung Sachsens von 1485 wurde Dresden Residenz 
der Albertinischen Linie, und blieb es auch, als dieselbe die Kurwürde 
erlangte. Fast alle Regenten schmückten, erweiterten, befestigten ihre 
Residenz; jedoch mit der Regierung August des Starken trat für die 
Stadt eine Periode besonderen Glanzes ein: sie ward prächtig wie 
ihr Hof. Der 1685 durch Feuer zerstörte älteste Stadtteil auf dem 
rechten Ufer ward nach einem großartigen Plane wieder erbaut und 
seitdem Neustadt genannt. Der siebenjährige Krieg brachte Dresden, 
das bis in die neuere Zeit stark befestigt war, viel Not, besonders 
durch das schreckliche Bombardement von 1760, welches 500 Häuser 
zerstörte; auch die Zeit der französischen Kriege führte manche Heim- 
suchung über das nunmehr zur Königsstadt erhobene Dresden. Seit 
dieser Zeit ist aber sehr viel für Erweiterung und Verschönerung der 
Stadt geschehen; neue Stadtteile mit prächtigen Bauten fügen sich 
an die vorhandenen an uud füllen den Thalkessel immer mehr aus.
	        
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