Full text: Geographische Charakterbilder aus Deutschland (Alpenland, Deutsches Reich und Deutsch-Österreich) (Teil 1)

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Das mitteldeutsche Bergland. 
eingerichtete Eisenbahn- oder Marienbrücke über den Strom, welche 
sich in Viadukten weit landeinwärts fortsetzt. 
Gerade der Brücke gegenüber steht das Königliche Schloß, 
1344 von Herzog Georg erbaut und von August II. erweitert. Es 
nimmt einen Raum vou 1300 Schritten im Umfange ein. Im 
Äußern ist es von keiner ausgezeichneten Bauart, da es, zu ver- 
schiedenen Zeiten erbaut, die Baustile mehrerer Jahrhunderte iu sich 
vereinigt. Von seinen drei Hauptthoren ist das sogenannte grüne 
Thor mit einem 100 m hohen Turme, dem höchsten in Dresden, 
geschmückt. Das Schloß besteht aus der der Brücke zugekehrten 
Hauptfront, zwei Flügeln und mehreren Zwischen- und Seiteugebäuden. 
Bedeckte Gänge verbinden dasselbe mit dem Prinzen-Palais und der 
katholischen Kirche. Der Thronsaal, der mit Fresken von Bendemann 
verziert ist, bildet ein Rechteck, an dessen einer Seite um den Thron 
herum in flach vertieften Wandfeldern die Gestalten der vorzüglichsten 
Gesetzgeber uud Regeuten aufgestellt sind. Über der Mittelthür zwischen 
beiden Seiten sieht man eine Saxonia mit dem Wahlspruche: „Der 
Vorsehung eingedenk." Dem Throne gegenüber am andern Ende des 
Saales sind in vier großen Gemälden aus dem Lebeu Heinrichs I. 
die vier Stände, der Bauern-, Bürger-, Ritter- und geistliche Stand, 
mit dem Wahlspruche: „Stark durch Eintracht" dargestellt. Im 
Erdgeschosse des größern Schloßhofes befindet sich das Grüne Ge- 
wölbe, die kostbarste Sammlung von Schmuck- und Kunstarbeiten. 
Diese Elfenbeinschnitzerei, die kunstreichen getriebenen Arbeiten in 
Silber und Stahl, die Emails, die florentinischen Mosaiks, die knnst- 
vollen Waffen aus verschiedenen Epochen, die kostbarsten Steine, der 
größte Onyx der Welt mit weißem Rande, der Schatz, wohl nicht 
der reichste, aber einer der schönsten in Europa, die Diamautenkette, 
der orientalische Hof in goldenen Figuren, die eingelegten Kästchen, 
Toiletten, Reiseapotheken, Bernsteine, Filigrane und alle die unzähligen 
glänzenden Gegenstände ermüden fast das Auge, das iu dieser Fülle 
nicht weiß, wo es verweilen soll. 
Dicht bei dem Schlosse befindet sich die 1739—1751 aufgeführte 
katholische Hofkirche. Der ganze von Pirnaischem Sandstein 
im Renaissancestil aufgeführte Bau bildet im Schiffe ein Oval, im 
ganzen ein längliches Viereck, das an den östlichen und westlichen 
Hauptenden ovale Vorlagen zu Turm uud Sakristei hat. Die 
nördlichen und südlichen Seitenvorlagen bilden zwei Nebenschiffe, die 
halb so hoch als das Hauptschiff sind. Glocken durfte die Kirche 
erst nach dem Posener Frieden erhalten. Die Brüstungen der doppel¬
	        
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