Full text: Geographische Charakterbilder aus Europa (Teil 2)

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Polargebiete. 
das Bassin, welches eine oder mehrere Abzugsrinnen ani Rande des 
Beckens hat. Die Temperatur des Wassers beträgt an der Ober- 
fläche 60—70° R. Während meines Aufenthaltes am Geisir bot 
sich mir öfters Gelegenheit, die kleinen bescheidenen Ausbrüche, auf 
welche die Thätigkeit der einst so aktiven Springquelle nun im wesent- 
lichen beschränkt ist, genauer zu beobachten. Diese Ausbrüche werden 
durch einige schwache Stöße in Verbindung mit einem unterirdischen 
Getöse, das man mit einem fernen Kanonendonner verglichen hat, 
eingeleitet. So oft diese Stöße eintrafen, eilte ich natürlich hin. An- 
fangs war ich so sanguinisch, zu glauben, möglicherweise einen der 
großen berühmten Ausbrüche mit eigenen Augen beobachten zu können. 
Es geschieht indessen weiter nichts, als daß sich das Wasser über der 
Röhre wie eine flachgewölbte Kuppel erhebt, worauf die ganze Wasser- 
Masse des Bassins eine Zeitlang in Aufruhr gerät und das über- 
flüssige Wasser unter starker Dampsentwicklnng allenthalben die Seiten 
des Kegels hinabrieselt. Das ist alles. Der nicht minder gefeierte 
Bruder des Geisir, der Strokkr, der seinen Namen — Butterfaß be¬ 
deutend — von der Gestalt der eigentlichen Onelle erhalten hat, liegt 
hundert oder hundertfünfzig Schritt südlich vom Geisir; er hat weder 
einen Kegel erbaut, uoch eilt eigentliches Bassin gebildet; die etwa 
2V2 m breite Öffnung ist mit einem niedrigeren oder höheren nnregel- 
mäßigen Raud von bräunlichem Kieselsinter eingefaßt; die Röhre senkt 
sich, gleich einem Brunnen, perpeudikulär hinab und ist mit demselben 
braunen Kieselsinter bekleidet; dieselbe kann bis zu einer Tiefe von 
etwa 13 in verfolgt werdeu, wird jedoch allmählich immer schmaler. 
Das Wasser, welches gewöhnlich gegen 3 iq unter der Mündung der 
Röhre steht, befindet sich fortwährend in einem Zustande heftigen und 
tosenden Kochens. 
Der Strokkr war in früheren Zeiten, gleich dem Geisir, eine 
von selbst springende Quelle, heutzutage kommt ein derartiger Aus- 
bruch äußerst selten, nur hin und wieder während des Winters vor. 
Auch der Strokkr ist längst über sein kräftiges Mannesalter hinaus. 
Eine andere siedende Quelle befindet sich im südlichen Teile der 
Gruppe. Sie besteht aus zwei etwa 1 iq breiten Löchern, welche 
ungefähr Va m auseinander liegen, unter der Erdoberfläche jedoch 
miteinander in Verbindung stehen. Nur in dem nördlichen siedet das 
Wasser. Allmählich wird das Kochen heftiger; das Wasser steigt in 
beiden Löchern; plötzlich kommt das kochende Wasser in eine heftige, 
plätschernde Bewegung; ein Teil wird durch das andere Loch und 
dessen Abzugsrinne entleert, worauf das Wasser auf einmal 15—20 cm
	        
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