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Polargebiete.
das Bassin, welches eine oder mehrere Abzugsrinnen ani Rande des
Beckens hat. Die Temperatur des Wassers beträgt an der Ober-
fläche 60—70° R. Während meines Aufenthaltes am Geisir bot
sich mir öfters Gelegenheit, die kleinen bescheidenen Ausbrüche, auf
welche die Thätigkeit der einst so aktiven Springquelle nun im wesent-
lichen beschränkt ist, genauer zu beobachten. Diese Ausbrüche werden
durch einige schwache Stöße in Verbindung mit einem unterirdischen
Getöse, das man mit einem fernen Kanonendonner verglichen hat,
eingeleitet. So oft diese Stöße eintrafen, eilte ich natürlich hin. An-
fangs war ich so sanguinisch, zu glauben, möglicherweise einen der
großen berühmten Ausbrüche mit eigenen Augen beobachten zu können.
Es geschieht indessen weiter nichts, als daß sich das Wasser über der
Röhre wie eine flachgewölbte Kuppel erhebt, worauf die ganze Wasser-
Masse des Bassins eine Zeitlang in Aufruhr gerät und das über-
flüssige Wasser unter starker Dampsentwicklnng allenthalben die Seiten
des Kegels hinabrieselt. Das ist alles. Der nicht minder gefeierte
Bruder des Geisir, der Strokkr, der seinen Namen — Butterfaß be¬
deutend — von der Gestalt der eigentlichen Onelle erhalten hat, liegt
hundert oder hundertfünfzig Schritt südlich vom Geisir; er hat weder
einen Kegel erbaut, uoch eilt eigentliches Bassin gebildet; die etwa
2V2 m breite Öffnung ist mit einem niedrigeren oder höheren nnregel-
mäßigen Raud von bräunlichem Kieselsinter eingefaßt; die Röhre senkt
sich, gleich einem Brunnen, perpeudikulär hinab und ist mit demselben
braunen Kieselsinter bekleidet; dieselbe kann bis zu einer Tiefe von
etwa 13 in verfolgt werdeu, wird jedoch allmählich immer schmaler.
Das Wasser, welches gewöhnlich gegen 3 iq unter der Mündung der
Röhre steht, befindet sich fortwährend in einem Zustande heftigen und
tosenden Kochens.
Der Strokkr war in früheren Zeiten, gleich dem Geisir, eine
von selbst springende Quelle, heutzutage kommt ein derartiger Aus-
bruch äußerst selten, nur hin und wieder während des Winters vor.
Auch der Strokkr ist längst über sein kräftiges Mannesalter hinaus.
Eine andere siedende Quelle befindet sich im südlichen Teile der
Gruppe. Sie besteht aus zwei etwa 1 iq breiten Löchern, welche
ungefähr Va m auseinander liegen, unter der Erdoberfläche jedoch
miteinander in Verbindung stehen. Nur in dem nördlichen siedet das
Wasser. Allmählich wird das Kochen heftiger; das Wasser steigt in
beiden Löchern; plötzlich kommt das kochende Wasser in eine heftige,
plätschernde Bewegung; ein Teil wird durch das andere Loch und
dessen Abzugsrinne entleert, worauf das Wasser auf einmal 15—20 cm