Über das Dovrefjeld.
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selbst seinen mächtigen Zauber empfunden, wunderte ich mich nicht
länger darüber, daß sie jenem kurzen, doch so entzückenden Sommer
so treue Liebe bewahren und Jahr für Jahr den Flug uach Norden
richten.
5.
Uber das Dovrefjeld.
— &axi Mögt —
Bei Domaas beginnt der Aufstieg zum Dovrefjeld. Auf
dein Rücken des gewaltigen Gebirgsstockes liegen die Stationen Fogstnen,
Jerkind und Kongsvold, und von Domaas bis Fogstnen find nur
zehn Kilometer; aber der Höhenunterschied beider Orte beträgt mehr
als 600 Meter. Man sieht also, welche ungeheure Steigung die
unsere Karriolen ziehenden Pferde zu überwinden haben. Indessen
der Morgen war schön, hell, aber frisch. Wir verlassen daher nach
uud nach alle unsere Karriolen, deren Führung wir den hinten auf-
sitzeudeu Postjungen überlassen, und steigen langsam die Höhe hinan.
Krüppelhafter, lichter Wald, in dem nur hier und da eine große
Drossel oder eiue Krähe ihr einsames Wesen treibt.
Wo man auch Hinblicken mag, überall zeigen sich auf den nackten
Felsen, welche aus dem Moose hervorlugen oder deren Oberfläche
man unter Sand und Rasen aufdeckt, die unzweideutigsten Gletscher-
spuren. Zlvar sind die Schliffflächen etwas verwittert, allein dennoch
erkennt man deutlich die vielfach iu ihren Richtungen einander durch-
kreuzenden Streifen. Man sieht auch wohl deutlich, wo hinaus der
Gletscher sich bewegt haben mag; denn hinter uns, bis in dämmernde
Ferne hin, öffnet sich das breite, freundliche Thal des Lougen mit
grünen Weideu, bebauten Feldern uud zerstreuteu Wohnungen, die
weißen Punkten gleich heraufglänzen, uud in der That schlängelt sich
der Fluß hier durch, welcher seine Wasser nach dem großen Mejösensee
entsendet. Wo aber der Gletscher hergekommen sein mag, das ist eine
andere Frage; denn nirgends zeigt sich ein hervorragender Kamm,
nirgends ein vertieftes Amphitheater, in welchem der den Gletscher
nährende Schnee sich hätte lagern können. Stiege man nicht so steil
bergan, so würde man glauben können, man befände sich in der öden
und flachen Sandgegend Darmstadts, inmitten jenes an negativen
Naturschönheiten so reichen Waldes, der den Namen der Bickebacher
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