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Die Bastei ist eine am rechten Ufer der Elbe steil aufsteigende, in
mehreren Hörnern gipfelnde Felsmasse. Von einem jäh über die übrigen
Felsenplatten hinausragenden Vorsprunge, der 197 in über dem Spiegel der
Elbe liegt, der von einem Eisengitter umwehrten eigentlichen Bastei, genießt
man eine wundervolle Aussicht. Zn unseren Füßen schauen wir den schönen,
mit Dampfschiffen, Segelschiffen und Flößen belebten Elbstrom, der sich zwischen
mäßig hohen Abhängen dahinschlängelt, in seinem Thale und oben ans den
weithin sich dehnenden Hochflächen erblicken wir zahlreiche Ansiedelungen und
die Spuren reger menschlicher Arbeit; weiterhin ragen gewaltige Tafelberge
steil empor, und im Hintergründe hänfen sich bewaldete Felswände und
Gipfel.
Der mittlere der Felsen, an dem die Basteibrücke überden Abgrund hinführt,
trägt auf seiner zerklüfteten Spitze eine Wetterfahne; er heißt die Stein¬
schleuder, weil man dort droben eine Reihe von Steinkngeln gefunden hat.
An ihm ist eine Gedenktafel angebracht, die folgende Inschrift trügt: „Dem
Andenken zweier ehrwürdiger Männer: Herrn K. H. Nicolai, geb. den
26. Novbr. 1739 zu Berlin, gest. am 23. Dezbr. 1823 als Pastor einer, zu
Lohmen, und Herrn M. W. L- Götzinger, geb. zu Struppen am 1. Septbr-
1758, gest. am 23. April 1818 als Pastor in Neustadt bei Stolpen. Sie
waren diejenigen, die zuerst die Blicke der Fremden ans diese Gegend leiteten.
— Durch sämtliche verpflichtete Führer errichtet anno 1834."
Die Felsgruppe am östlichen Ende der Brücke führt den Namen Nen-
rathen. Früher soll hier eine Burg gleichen Namens gestanden haben, es
fehlen jedoch urkundliche Nachweise. Die vielen noch sichtbaren in den Felsen
eingearbeiteten Löcher und Kammern bekunden aber, daß Menschen ans dieser
Stelle wirkten. Jedenfalls dienten die erwähnten Kammern und Felslöcher
in kriegerischen Zeiten flüchtenden Bewohnern der umliegenden Ortschaften als
geheime Schlupfwinkel.
Betrachten wir nun die Sandsteinslächen an sich. Gewiß fallen jedem
Beschauer sofort die zahlreichen Spalten und Risse ans, die in verschiedenster
Ausdehnung jeden einzelnen Felsen durchsetzen. Die Querspalten sind
narbenartige Vertiefungen der sog. Schichtenfngen, enger Spältchen zwischen
den einzelnen Lagen der zu verschiedenen Zeiten abgelagerten Felsmasse, Flächen
geringsten Zusammenhanges. Die Längsspalten sind durch Verwitterung
erweiterte Lose, sog. Klüfte oder Sprünge, die durch Gefrieren des in die
Felsmasse eingesickerten Wassers oder wohl auch durch Eindringen von Banm-
wnrzeln entstanden sind.
Zn beiden Seiten der Steinschleuder erblicken wir das Elbthal des
südlichen Teiles der Rathener Krümmung. (Auch die Elbe selbst ist sichtbar