Full text: [H. 1, Abt. 1] (H. 1, Abt. 1)

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derselbe Vorgang des öfteren sich immer wiederholt, so ist es er¬ 
klärlich, daß sich der Boden etwas erhöht. Ist er dann mit der 
Zeit so weit angewachsen, daß er über das Niedrigwasser hervor¬ 
tritt, so bildet er ein Watt. Auch dieses wächst immer mehr an- 
Wenn es sich endlich so weit erhöht hat, daß es schon bei halber 
Ebbe trocken wird, so stellen sich die ersten Pflanzen (Seekrappe 
und Salzkraut) ein, und indem diese die Bewegung des Wassers 
merklich schwächen, wird demselben Gelegenheit geboten, die in 
ihm schwimmenden Schlammteilchen vollständiger fallen zu lassen. 
Nun wächst das Watt viel schneller. Neue Gräser und Kräuter 
erhöhen und verfestigen den Boden immer mehr, and sobald er so 
weit emporgestiegen ist, daß er nur noch kurze Zeit hindurch vom 
gewöhnlichen Hochwasser bedeckt wird, so überzieht er sich mit 
einer festen Grasnarbe. Nun ist das Watt zur Eindeichung geeignet. 
Ist dieses geschehen, so heißt es an der Elbe Koog, in Ost¬ 
friesland und Holland Polder1) oder Groden. Mit der Eindeichung 
wird es aber auch dem ferneren Zutritte des Flutwassers entzogen 
und nicht mehr mit Sinkstoffen erhöht. Seine Oberfläche senkt 
sich vielmehr durch das Zusammentrocknen und Festsetzen des ur¬ 
sprünglich lockeren Bodens. Die ungemeine Ergiebigkeit dieser 
„eingepolderten“, d. h. zwischen Deichen liegenden Abteilungen 
angeschwemmten Landes wird noch vermehrt durch künstliche Ent¬ 
wässerung. Behufs dessen werden sie mit zahllosen mehr oder 
minder breiten Gräben in beetähnliche Stücke zerschnitten. Diese 
Gräben läßt man in schmale Kanäle (Siele und Sieltiefe) auslaufen, 
die sich ihrerseits in einem Punkte treffen, bis zu welchem das 
natürliche Gefälle dem Wasser die Wege weist. Da nun aber 
jedes Hochwasser nicht nur dieses Gefälle aufhebt, sondern sogar 
ein solches in entgegengesetzter Richtung herstellt, werden jene 
Kanäle an dem äußeren, seewärts gelegenen Ende mit mächtigen 
Stemm-(auch Schleusen-)toren versehen, welche, von dem ein¬ 
gehenden Strome gefaßt und geschlossen, für gewöhnlich den Ausweg 
versperren und nur zuzeiten tiefer Ebbe dem höheren Binnenwasser 
zu rechtzeitigem Abflüsse sich öffnen. Manchmal aber ist ein Weiter¬ 
fließen durchaus unmöglich, da die Gräben gleich dem eingepolderten 
Lande nicht selten 3—5 m unter dem Meeresspiegel gelegen sind. 
J) Liegt ein Polder sehr tief unter dem umgehenden Lande, was namentlich 
der Fall ist, wenn er durch Ausheben des Torfes enstanden, alsdann trocken 
gelegt ist, so nennt man ihn auch ein Meer. 
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