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1297 konnte bereits in den Chorkapellen Gottesdienst abgehalten
werden, und 1322 war das Chor mit den Seitenkapellen und der
Sakristei, dem Kerne des Ganzen, fertig. Bald darauf wurden die
umfangreichen Fundamente zu dem Langhause gelegt, und um die
Mitte des fünfzehnten Jahrhunderts stieg der südliche Turm bis
zur Höhe von 50 m empor,1) zu derselben Höhe, die er noch 1863
hatte, in welchem Jahre der bekannte „Domkranen“, der durch
Jahrhunderte das Wahrzeichen von Köln gewesen ist, verschwand.
Mit dem Beginne der Reformation stockte der Bau gänzlich,
man versah ihn mit provisorischen Dächern, deren höchst mangel¬
hafte Beschaffenheit indes später nur den Verfall beschleunigte; im
Der Dom zu Köln.
sechzehnten und siebzehnten Jahrhunderte errichtete man im Innern
zwar verschiedene Denkmäler, sonst aber geschah wie auch im
achtzehnten nichts für den Dom; nur notdürftig hielt man ihn
während mancher Zeiten überhaupt imstande. So blieb der Dom
unvollendet und stand da als ein doppeltes Denkmal des erhabensten
Geistes, des beharrlichen Willens und kunstreichen Vermögens und
hinwiederum der alles zerstörenden Zwietracht, ein Sinnbild der
gesamten Geschichte unseres deutschen Vaterlandes. Das herrliche
*) 1447 hatte man darin die alten Domglocken aufgehangen.