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einen Kopfschuß. (Er taumelt . . . und fällt zurück, mit dem Kücken gegen die
Trichterwand. Dort liegt er blutend und besinnungslos.
Nls er wieder zu sich kommt, will er sich emporrecken und ruft mit heiserer
Stimme: „wo ist mein Gewehr? her den Kolben!" Tr tostet und fühlt mit
den Händen um sich herum.
„Weinen Kolben will ich haben. Schlagt sie nieder, diese h . . . .!" aber
sogleich fällt er wieder zurück, schwer röchelnd und kurz und rasch atmend.
„Herr Leutn. . ." Da brach seine Stimme ab. Nächsten Morgen grub
man ihm das Heldengrab.
4.
Das war eine böse Sturmnacht gewesen! Um so schöner aber ließ sich
der Morgen an. Die wütende See hatte ihren Zorn beiseite gelegt. Ihr Nntlitz
war wieder geglättet. Die Sonne spielte mit den Wellen und küßte die weißen
Kronen.
„Kinder, ich habe so 'ne Nhnung, als ob's heut noch einen harten Strauß
gibt. Mein Blut ist so unruhig!"
„Nun, wenn schon!" erwiderte darauf der Matrose Gingell dem ahnungs¬
vollen Kameraden wendt und sang ihm den Kehrreim des Flottenliedes: „Ihr
woll'n wir treu ergeben sein ..." j
Den Matrosen wendt hatte die Nhnung nicht betrogen. Gegen Nbend geriet
das Schiff in feindliches Feuer. Der vielfachen Übermacht aber konnte es nicht
standhalten. Einige Volltreffer hatten es so beschädigt, daß an eine Kettung
nicht zu denken war. Jede Minute erwartete man das schnelle Sinken. Ts kam.
So hatte denn die Mannschaft den Tod vor Nugen. Da war die Flut, die
mit ihren grünen Nugen schon nach ihnen ausschaute. Da schossen schon die
Nrme empor, die sie hinabziehen in die grausige Tiefe. Nber die Mannschaft
fürchtet nicht den Tod dort in der grausigen Flut. Sie ist zum Sterben bereit.
Zu jeder Stund! Und freudig! Noch einmal einen Klick dahin, wo hinter den
Wellen das Sand liegt, das den Namen Heimat trägt. Dann ein letztes Sied
diesem teuren Lande und ein letztes „Hurra" dem Deutschen Kaiser.
Nun kann's in die Tiefe gehn. Nun komm, du Schnitter Tod, wir sind
bereit! Gustav Metscher.
\S. wer samt den Gedanken wehren
1. wer kann den Gedanken wehren:
sie sind bei den ringenden Heeren. . .
wer kannjetzt schlafen, werkannjetzt ruhn,
wer kann wie sonst sein Tagwerk tun —
Gedanken kommen gesprungen,
flugs sind sie wieder da draußen im Feld,
bei euch, ihr stahlgrauen Jungen,
von denen jeder ein Held!
2. wer kann den Gedanken wehren!
sie sind bei den tapferen Heeren.
Sie halten treulich Schritt und Tritt,
sie kämpfen und sie stürmen mit,
bei schmetternden Trompeten.
Und legt ihr müde euch aufs Ghr,
da heben sie sich zu Gott empor,
für euch, ihr Kämpfer, zu beten.
3. wer kann den Gedanken wehren!
Sie sind bei den siegenden Heeren . ..
wer kann jetzt schlafen, wer kann jetzt ruhn,
wer kann wie sonst sein Tagwerk tun —
Gedanken kommen gesprungen,
flugs sind sie wieder da draußen im Feld,
bei euch, ihr siegreichen Jungen,
von denen jeder ein Held.
Karl Strecker (Der deutsche Krieg in Dichtungen).