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lichste Blüte des guten Samens guter Bäume, wuchs zur herr¬ 
lichsten Frucht heran. Denn wenn sie, wie bereits gesagt, von 
höchstem Geburtsadel war, so wurde sie noch höher geadelt 
durch die Heiligkeit ihrer Gesinnung. Schon von frühester 
Jugend an hat sie, auf ihre künftige Bestimmung hinweisend, 
statt kindischen Mutwillens christlichen Ernst bewährt; Possen 
und selbst unschuldige Spiele, wie sie diesem Alter eigen sind, 
hat sie, schon gereiften Geistes in noch zartem Körper, als eitel 
und zu nichts nüglio) veracytet. Gold und kostbaren Schmuck, 
wonach Kinder als nach etwas Schönem schuldloser Weise trach¬ 
ten, hat sie weder verlangt noch haben wollen. Goldgestickte 
Gewänder, kostbare Kopfbedeckungen und Binden, Haarkämme 
und Ohrenringe, Halsketten und anderes Geschmeide, Arm¬ 
bänder und Fingerringe, Gürtel und Riechfläschchen, nach deren 
Besitz und Gebrauch die Eitelkeit der meisten Frauen lüstern 
ist, und welche ihr, wie es dem Range und dem Vermögen ihrer 
Eltern entsprach, Dargeboten wurden, wies sie zurück. Wenn 
sie ihr aber wider ihren Willen aufgedrungen wurden, so seufzte 
sie ängstlich und weinte bitterlich. Da sie nicht beständig, wie 
es ihr Wunsch war, in den christlichen Kirchen verweilen konnte, 
so freute sie sich, möglichst ost darin zu erscheinen, daselbst etwas 
für sie Heilsames zu hören und dem Gebete obzuliegen. Nach 
den Wissenschaften, zu bereu Erlernung andere sogar durch 
Schläge gezwungen werden, verlangte sie aus freien Stücken 
und machte sie sich durch unermüdlichen Fleiß zu eigen. End¬ 
lich zog sie auch das Haus der Dienerinnen Gottes dem glän¬ 
zenden Hanse ihrer Eltern vor, empfing mit Einwilligung der¬ 
selben den heiligen Schleier und die Weihe und wurde dem 
Kloster Herford übergeben, welches damals durch den guten 
Ruf seiner Nonnen sehr ^berühmt £n)arz um daselbst nach der 
Ordensregel erzogen zu werden. 
Sie verweilte dort einige Zeit des Unterrichts wegen. 
Währenddessen waren ihr Vater und ihre Mutter des Gebetes 
halber nach Rom gepilgert; sie kehrten mit dem apostolischen 
Segen und, mit all' den Ihrigen dem heiligen Petrus und 
seinem Hofe empfohlen, zurück und brachten auch die Leiber 
der heiligen Päpste Anastasius und Jnnocentins mit. Darauf 
wurde Hathmnoda von ihnen aus Herford abberufen und in 
ihrem 12. Lebensjahre in dem Kloster Brunshausen, welches 
ihre Eltern auf ihrem eigenen Erbe gegründet und Gott und 
eben jenen Heiligen übergeben hatten, mit päpstlicher Bewilli¬ 
gung und mit dem Segen des Bischofs von Hildesheim zuerst 
wenigen, später mehreren Schwestern als geistliche Mutter vvr- 
Quellenlesebuch. Band 1. yj
	        
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