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Überall, wo Missionare thätig sind, wird eine Dorfschule errichtet und
damit der erste Schritt zur Civilisation eingeleitet.
Noch ältere Bekenner einer außerhalb Indiens entstandenen Religion
als die Christen sind die an der Westküste verbreiteten Juden.
g) Körperbeschaffenheit.
Der Hindu hat mit dem in naher Sprachverwandtschaft stehenden
europäischen Arier nur in der ovalen Form des Gesichts (vgl. Bild!)
und der Gestalt des Kopfes Ähnlichkeit. Zierlich und zart von Gestalt,
gelbbraun von Farbe, mit stets schwarzem Haar und dunkelbraunen Augen,
elastisch von Körperbau, sind die Hindus die besten Läufer, Ringer und
Kletterer in ganz Asien und die geschicktesten Matrosen. Allein ihre
physische Kraft erlahmt sehr rasch; einen Hindu kann man nicht für längere
Zeit zu körperlicher Anstrengung treiben.
h) Kleidung.
Die Kleidung der Männer besteht bei den niederen Kasten aus einem
um die Hüften gewundenen Tuche (vgl. den im Vordergründe stehenden
und den neben dem Elefanten schreitenden Hindu), bei den höheren
Kasten (Bild reckts: der unter dem Sonnenschirm sitzende Vornehme)
in einer kurzen Jacke oder einem leichten, fliegenden Gewände und bis zu
den Knöcheln reichenden Beinkleidern aus Mousselin, Leinwand oder Seide.
Die Kopfbedeckung ist bei allen der weiße (oder rote) Turban. —
Die Hinduweiber (Bild: Vordergrund) tragen den Sari, ein Um-
schlagetuch aus Battisi, Leinwand oder Seide in grellen Farben, um
Oberkörper und Kops so gelegt, daß nur das Gesicht frei bleibt, und ein
weites Gewand. Durch einen Nasenflügel ist ein Ring gezogen, der beim
Essen zur Seite geschoben werden muß. Arme, Zehen, Fußknöchel sind
mit Spangen verziert. — Bei höheren Klassen ist das Hauptkleidungs¬
stück der Frauen eine fest anschließende Jacke in lebhaften Farben, die bei
Wohlhabenden mit Goldlitzen verbrämt ist. Zwischen Jacke und Rock,
der bis zum Knie herabreicht, bleibt ein Streifen des Körpers unbedeckt. —
Während die ärmeren Volksklassen ohne jede Fußbekleidung sind,
tragen die Vornehmen Sandalen oder Pantoffeln, deren vorderes
Ende schnabelförmig spitz zuläuft und aufwärts gebogen ist.
i) Wohnung.
Die Wohnung der Hindus ist einfach: eine Hütte, entweder aus
Bambus oder aus Fachwerk, die Wände mit Lehm ausgefüllt. Luft- und
Lichtlöcher vertreten die Fenster. Das Dach bilden Planken, mit Lehm
belegt, aus welchen als Schutz gegen Regen und weise Ameisen etwas
salzige Erde gebracht wird. Oft sind aber die Dächer auch nur mit Gras,
Stroh und dergl. gedeckt, das durch Querleisten befestigt ist (siehe Bild
Vordergrund links). In den Städten erblickt mau Prachtbauten, oft nach
europäischem Muster errichtet. Die Hausgeräte sind sehr bescheiden;
die wertvollsten sind Platten, Pfannen, Schüsseln aus Eisen, ein großer
Trinkbecher aus Messing. Gläser benutzt der Indier auch dann nicht,