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II. Europa. 
troffen von den Werten eingeführter österreichischer Braunkohlen. 
(85,8 Millionen Mark im Jahre 1908, wozu noch 13 Millionen 
Mark für Steinkohlen kamen.) 
Es sind besonders die böhmischen Lager bei Pilsen und 
Kladno, die uns Braunkohlen liefern. Doch würde man sich 
täuschen, wenn man aus der starken Braunkohleneinfuhr in unser 
Reich folgern wollte, die dortigen Lager feien den unfern an Er¬ 
giebigkeit überlegen. Unserer Braunkohlenförderung von 56,2 Mil¬ 
lionen t kann Österreich nur eine solche von 32,7 Millionen t gegen- 
überstellen. Daß es trotzdem an uns abgibt, erklärt sich nur aus 
der geringen österreichischen Industrie. Der österreichischen Kohlen- 
einfuhr stellen wir übrigens eine Ausfuhr an Steinkohlen und Koks 
entgegen im Werte von rund 140 Millionen Mark. Unsere 
schlesischen Kohlenfelder finden hier guten Absatz, umso mehr, als 
die österreichische Steinkohlenförderung ganz gering ist (etwa 
14 Millionen t pro Jahr). 
Das menschenreiche Deutschland ist ferner ein guter Markt für 
die Viehzucht seines Nachbars, hauptsächlich lebendes Vieh 
geht in hohen Werten über die Grenzen. Die Alpenländer (Steier¬ 
mark, Kärnten, Tirol usw.) mit ihren üppigen Bergwiesen 
fordern geradezu zur Viehzucht auf. Galizien und das steppenreiche 
Ungarn sind durch ihre Pferderassen weltberühmt. Kroatien, 
Slawonien (zwischen Drau und Save), Ungarn, lauter Länder 
mit ausgedehnten Eichenwäldern, weisen hohe Bestände an Schweinen 
auf. Doch wäre es wieder ein Irrtum, wenn man annehmen wollte, 
die österreichische Viehzucht wäre besser entwickelt wie die unsere. 
Ein Vergleich mit den S. 9 angegebenen Zahlen rückt diese Zweige 
der Volkswirtschaft in den beiden Ländern ins rechte Licht zu- 
einander. 
Im Jahre 1905 zählte Österreich-Angarn 3,7 Millionen Pferde, 
15,3 Millionen Rinder, 10,1 Millionen Schafe, 1,3 Millionen 
Ziegen und 11,1 Millionen Schweine. Österreichs Viehzucht ist mit¬ 
hin der unsrigen durchaus unterlegen. Trotzdem kann das Land eine 
starke Ausfuhr verzeichnen, weil seine Bevölkerungsziffer im Ver¬ 
gleich zu der unsern viel zu gering ist. (Auf 676 000 qkrn nur rund 
50 Millionen Menschen.) 
Unsere Großbetriebe in Bierbrauerei müssen einen bedeutenden 
Teil ihres Bedarfs an Gerste und Malz aus Österreich-Angarn 
beziehen. Zur richtigen Würdigung dieser Einfuhr und der Frucht¬ 
barkeit des deutschen Bodens seien auch hier Zahlen herangezogen:
	        
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