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8. Die selbständigen Staaten Afrikas. 
Ihre Zahl ist gering und die Versuchung, sie sich anzueignen, 
für die afrikanischen Kolonialmächte groß. Wir können in diesen 
Staaten einen ähnlichen friedlichen Wettkamps beobachten wie in 
Südamerika. Auch hier will jede Macht Bahnen bauen, Geld 
leihen, um sich ein Anrecht aus das noch unvergebene Land zu 
sichern. 
Abessinien. 
Drei Mächte streiten sich um den Einfluß in diesem 
Kaiserreich des „Königs aller Könige": England, 
Italien, Frankreich. Dieser Streit erhöht das Interesse für 
das Land. Man ist sogar vor starken Übertreibungen nicht zurückge- 
schreckt. Abessinien wird das Japan Afrikas werden, so 
hat man wohl versichert. Wenn das wahr wäre, hätten wir alle 
Arsache, seine Entwicklung aufmerksamen Auges zu verfolgen und auch 
unfern Anteil an der Zukunft dieses Landes uns zu sichern. 
Bedeutung Abessiniens. Abessinien darf besondere Beachtung 
beanspruchen. Das hochgelegene, mauerartig aussteigende Bergland 
ist von wunderbarer Fruchtbarkeit, selbst in den scheinbar weniger 
begünstigten Gebieten. Es besitzt Äbersluß an Wasser und eine sehr 
arbeitsame Bevölkerung. Damit sind die Äauptbedingungen gegeben 
sür die Erzeugung von allerhand landwirtschaftlichen Gütern — über 
den Bedarf des Landes hinaus. Kaffee, Getreide, Ääute, Schlacht- 
vieh, Gummi, Wachs, Elfenbein sind jetzt schon Aussuhrgegenstände. 
Dabei ist die Bevölkerung kräftig und kriegerisch und wohl imstande, 
nicht nur fremde Eroberer abzuwehren, sondern auch selbst erobernd 
über die Grenzen vorzudringen. 
Ähnlich aber wie in Japan fehlt es in Abessinien an den 
nötigen Kapitalien, um alle Schätze des Landes zu heben. Erschwert 
wird die EntWickelung Abessiniens auch durch den Mangel an 
Verkehrsstraßen. Die Flüsse stießen in tiefen, schwer zugänglichen 
Schluchten und hemmen den Verkehr aufs empsindlichste. 
Diese Hindernisse zu beseitigen, bieten die drei oben genannten 
Staaten ihre Dienste an. 
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