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V. Afrika.
Reederei Woermann. Ein- und Ausfuhr werden durch diese „Linie"
vermittelt.
In allerjüngster Zeit hat sich nun noch ein dritter Bewerber
um den Besitz von Liberia gemeldet, die Nordamerikaner. Als
„Gründer" des Freistaats glauben sie ein besonderes Vorrecht geltend
machen zu können. Sie wollen der verschuldeten Republik die
Schulden bezahlen und dafür die Zölle des Landes an sich nehmen.
Nebenbei soll dann Liberia eine amerikanische Kohlenstation erhalten.
Die amerikanische „Anspruchslosigkeit" ist nicht gering. Der
Staat, der ganz Südamerika mit Beschlag belegt, der keinem
europäischen Staate den Erwerb von Kolonien aus südamerikanischer
Erde gestattet (vergl. S. 190), bricht nun ins europäische Kolonial-
land ein und möchte mit harter Äandbewegung alle älteren und
besseren Rechte vom Tische wischen. Zur Stunde, da dies geschrieben
wird, ist noch nicht sicher, ob Deutschland und England alles ruhig
geschehen lassen. Soffen wir, daß unsere Rechte gewahrt bleiben.
Für unsere Erziehungstätigkeit an den Schwarzen gibt uns aber
Liberia die beherzigenswerte Lehre, daß aus lange Jahre hinaus der
Neger nur unter der Leitung der Weißen wirklich Gutes zu leisten
vermag.
And nun beschließen wir unsere afrikanische Reise in dem Lande,
das augenblicklich die europäische Lage am tiefsten beeinflußt, mit
Marokko.
Es klingt etwas wie „Krieg" und „Waffen" in
diesem Namen für uns mit. Mehr als einmal schien
es, als sollten wir um Marokkos willen mit unsern
westlichen Nachbarn die Klingen kreuzen.
Was bedeutet Marokko? Man darf wohl sagen, die Natur
hat es zu einem der wichtigeren Länder des Erdballes
b e st i m m t.
Es ist durch seine Lage eines der Eckländer der Welt; liegt
es doch an einer Ecke, an der sich zwei Meere, das Mittel-
ländische Meer und der Atlantische Ozean, scheiden. An
seinen Küsten müssen also die Schiffahrtsstraßen auseinanderstrahlen.
And es sind zwei Weltschiffahrtsstraßen. Die eine verbindet Europa
und damit unser Vaterland mit dem Orient und mit Asien, die