Ostfn'esland unter Georg Albrecht. 125
die Zeiten des FaustrcchtS langst vorüber sind, giebt
oft die Starke den kräftigsten Beweis dafür ab. —
Unter solchen trüben Aussichten in die verhangniß-
reiche Zukunft trat Georg Albrecht am 12. Jun. 1734
nach einer beinahe sechs und zwanzigjährigen Regie¬
rung von dem unruhigen Schauplatz seines Lebens und
Wirkens ab, nicht ohne Besorgniß, daß der König
von Preußen mit dem Titel seines angestammten Für-
stenthums vielleicht bald auch den wirklichen Be¬
sitz desselben verbinden würde, indcnr seine zweite
Ehe mit der Prinzessin Sophia Carolina von
Brandenburg Culmbach kinderlos geblieben und
von seiner ersten Gemahlin, der Prinzessin Christia-
na Louisa von Nassau-Idstein, nur noch ein
einziger, sogar noch minderjähriger Sohn, Karl Ed-
zard, am Leben war.
21.
Rarl Edzard, letzter Fürst von Ostfrieoland.
— Uebergang des Landes an den Röntg
von Preußen.
Landplagen und politische Stürme hatten wahrend
der Regierungs-Periode des Fürsten Georg Albrecht
das Vaterland schwer gedrückt, und noch waren die
Nachwchen davon nicht verschmerzt, als Karl Ed-
zard, von dem Kaiser für volljährig erklärt, die Re¬
gierung des Landes antrat (1734). Es lag noch im¬
mer viel Gahrungsstoff in den Gemüthcrn der zwar
durch Gewalt zur Ruhe gebrachten aber doch noch
immer widerstrebenden alten Stande, wenn gleich der
Kanzler Brenneisen, während des feierlichen Leichen¬
begängnisses des Fürsten Georg Albrecht, vom Schla¬
ge gerührt, den Kampfplatz hatte verkästen müssen.
Der Fürst fand daher nicht gerathen, seine Huldigung
zur Sprache zu bringen, welche denn auch vor der