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der sie umgebenden Ebene empor. — Trägen Laufes wälzen die
großen Flüsse und die ihnen zuströmenden Bäche, die oft weite
Sümpfe bilden, ihre Gewässer durch die einförmige Ebene. An
ihren Ufern koncentrieren sich die Ansiedelungen der Menschen. Das
dazwischen liegende Land ist an den höheren Stellen ein trockener
Heideboden, der nur kümmerliche Waldungen trägt oder durch müh-
same Kultur sich eine kärgliche Ernte von Roggen und Buchweizen
abzwingen läßt. Dazwischen aber breiten sich die ungeheuren Hoch-
moore aus, Produkte einer unvollkommenen Verwesung von Pflanzen,
besonders des Heidekrauts, welches, an den Sandboden gebunden,
mit wunderbarer Lebensfähigkeit an den trockensten Stellen des
Landes freudig gedeiht, aber auch da uoch sich behauptet, wo der
ungenügende Abfluß des Wassers die Gegeud iu einen weiten Sumpf
verwandelt. Lange Jahrhunderte hindurch war das Moor völlig
unbewohnt; an feinen Rändern und auf den Saudrücken — den sog.
Tangen —, welche sich hie und da wie schmale Halbinseln ins
Moor erstrecken, finden wir die älteren Ansiedelungen. Aber es sind
selteu geschlossene Dörfer; meistens wohnt vielmehr das Volk ans
Einzelhöfen, jeder einzelne vou seiueu Lnudereieu umgeben. In der
neueren Zeit aber hat man im Moore selber Kolonien angelegt, die
zum Teil herrlich aufblühen, zum Teil der Sitz des äußerstell
Elends sind.
Vou der Geest senkt sich das Land allmählich zur Marsch.
So nennt man den Gürtel angeschwemmten Landes, der mit wechselnder
Breite von den Mündungen der Elbe bis zum Dollart hin unser
Land nmgiebt und die großen Meerbusen ausgefüllt hat, durch welche
sich iil grauer Vorzeit die Flüsse ius Meer ergossen. Eine scharfe
Trennungslinie scheidet in der Regel beide Gebiete; an den trockenen
Sandboden der Geest legt sich unmittelbar der fette, schwere Marsch-
bodeu au: weite, baumlose Gefilde, gewissermaßen wie ein nur in
rohen Zügen begonnenes Bild, wie eine unvollendete Skizze von der
Natnr dem Menschen dargeboten, und nur durch die Kunst und die
unermüdete Achtsamkeit und Allsdauer der Bewohner, welche gegen
die Einbrüche der Meeresflut und die Überschwemmungen der Flüsse
hohe Deiche errichtet haben, gegen Zerstörnug gesichert, und überall
von breiten Entwässerungsgräben durchzogen. — Im Gegensatz zum
Hochmoor, wo wir uns einer wahrhaft freien, noch ungebändigten
Natur gegenüber befanden, ist hier alles künstlich, vom Menschen
geordnet und beherrscht; man kann sagen: jedem Tropfen Wasser ist
vom Meuscheu sein Weg angewiesen. Reichlich lohnt aber auch der
Boden solche Arbeit. In sast ununterbrochener Reiheufolge erntet
man Weizen und Raps; au anderen Stellen wird mit vielleicht noch
größerem Gewinn der Boden zur Weide verwandt; da sieht mall
das buntgefleckte Vieh bis an den Baach im saftigen Grase weiden.
Die Wohnungen der Menschen liegen meist vereinzelt, zum Teil auf
künstlichen Erhöhungen, den sog. Wurteu; aber auch längs des