Von Dunst und Wetter. Horch, wie's
schallt
Am Berg und wie es wiederhallt!
2. In großen Wirbeln fliegt der Staub
Zum Himmel auf mit Halm und Laub.
Und schau' mir dort die Wolken an!
Ich hab' kein groß Gefallen dran.
Sieh, wie sich's auseinander rupft!
's ist grad, als wenn man Wolle zupft. —
3. So helf' uns Gott und hüt' uns
Gott! —
Da! Aus der Wolke zuckt es roth,
Es kracht und tost, cs ist ein Graus,
Die Fenster zittern und das Haus. —
Schau's Kind dort in der Wiege an,
Das schläft und kehrt sich nicht daran.
4. Siehst du den hellen Streifen dort?
Horch! Wie es rasselt immerfort.
Es kommt! Gott mag uns gnädig sein!
Geht schnell und hängt die Läden ein!
's ist gerade so wie dazumal. —
Gut Nacht, du schöner Weizen all!
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6. Das läßt nicht nach, daß Gott
erbarm'!
Jetzt sind wir alle wieder arm. —
Wir glaubten's damals auch — und
doch
Hernach ward alles besser noch.
Und sieh, das Kind schläft immerfort,
Macht nichts sich aus dem Hagel dort. —
6. Wo blieb das Wetter denn so schnell?
Die Sonne steht am Himmel hell.
Grüß' Gott, und kommst du auch zu spät!
Ei, sagt sie. nein, 's ist nicht zu spät;
Es steht noch mancher Halm im Feld,
Am Baum noch mancher Apfel hält. —
7. Potz tausend, 's Kind ist aufge¬
wacht!
Das hat einmal 'nen Schlaf gemacht!
Es lacht und weiß von nichts, ei ja!
Siehst, Friede!, wie es aussieht da?
Der Schelm hat gar Gefallen dran!
Geht, rührt ihm doch sein Süppchen an!
Hebel, übersetzt v. Rein ick.
75. Wintersflucht.
Dem Winter wird der Tag zu lang,
Ihn schreckt der Vögel Lustgesang!
Er horcht und hört's mit Gram und Neid,
Und was er sieht, das thut ihm leid;
5 Er flieht der Sonne milden Sckein,
Sein eigner Schatten macht ihm Pein;
Er wandelt über grüne Saat
Und Gras und Keime früh und spat:
Wo ist mein silberweißes Kleid?
10 Mein Hut, mit Demantstaub beschneit?
Er schämt sich wie ein Bettelmann
Und läuft, was er nur laufen kann.
Und hinterdrein scherzt Jung und Alt
In Luft und Master, Feld und Wald;
15 Der Kibitz schreit, die Biene summt,
Der Kuckuk ruft, der Käfer brummt;
Doch weil's noch fehlt an Spott und
Hohn,
So quakt der Frosch vor Ostern schon.
Hoffmann v. Fallersleben.
76. Der Kamfls des Winters und Sommers.
1. S. So komm' doch heraus in's Freie
zu mir!
So komm' doch, o Winter! ich
tanze mit dir!
Ich mag nicht tanzen, ich geh'
nicht hinaus;
Viel lieber ist mir am Ofen zu
Haus.
2. S. O sieh doch, wie alles hüpfet und
springt!
O hör' doch, wie draußen die
Nachtigall singt!
W. Laß springen und singen nur
immer zu,
Ich lieg' im Bett und pflege der
Ruh.
3. S. So jag' ich dich fort von Hof
und Haus
Und treibe dich weit in die Welt
hinaus.
W. Und bin ich dann ein vertriebener
Mann,
So steig ich die Alpen da droben
hinan.