Full text: Die Provinz Hannover

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man nicht selten zu seinen Füßen ein Schauspiel, das man sonst 
nur über seinem Haupte zu erblickeu gewohnt ist. Solche Gewitter, bis- 
weilen von Stürmen begleitet, denen die stärksten Tannen nicht Zu wider- 
steheu vermögen, schwellen nicht selten die Harzbäche dergestalt an, daß sie 
ungestüm über ihre Ufer treten und empfindliche Verheerungen 
anrichten. Noch mehr geschieht dieses, wenn im Frühjahr das Tau- 
Wetter eintritt, uud das Schneewasser in tausend kleinen Rinnen von 
allen Bergen herabrieselnd, die Harzflüsse süllt. Wo die Thäler 
dieser Flüsse in die Ebene ausmünden, herrschen des Abends regel- 
mäßige Thalwiude, tnbent die im Gebirge rasch erkaltende Luft sich 
mit der wärmeren Luft der Ebeue in Gleichgewicht zu fetzeu strebt. 
Milder schon als aus dem Harze selbst, ist das Klima in den 
Berglandschaften, welche dieses Gebirge umgebeu, jedoch sind auch 
hier verschiedene Abstufungen desselben bemerkbar. Ans der Südseite 
des Harzes, im Grnbenhagenscheu, der Grafschaft Hohnstein uud dem 
Amte Walkenried herrscht größtenteils noch ein durch die kältenden 
Nordwinde hervorgebrachtes rauhes Klima. Hier giebt es kühle Früh- 
jähre, mehr nasse als warme Sommer, dagegen weniger rauhe Wiuter 
uud schöne Herbste. Die allmählige Abdachung des Bodens bringt 
einen großen Wechsel der Vegetation hervor, eine Höhe von 60 m 
entscheidet über den Bau der Feldsrüchte und des Obstes. — Die 
Berg- und Hügellandschaften westlich vom Harze bieten ein, wenn 
auch im allgemeinen milderes, doch im besonderen sehr verschieden- 
artiges Klima dar. Besonders milde Lust herrscht iu dem Nnhmethal, 
wo in heißen Sommern bisweilen selbst Feigen in den Gärten reifen, 
dagegen stehen die Höhen des Kanffnnger Waldes dem Harze an 
Rauheit der Luft wenig nach. Auch die Bodeuerhebuugeu, welche 
hier die Leine von der Wefer scheiden, darunter der Solling, haben 
ein rauhes und trockenes Klima, indeß sind diejenigen Thäler des 
Sollings, welche der Weser sich Zukehren, milder, wie denn das 
ganze Weserthal ein gemäßigteres Klima hat als das Thal der Leine. 
— Die Hügellandschaft des Fürstentums Osnabrück hat ein ähnlich 
wechselndes Klima, wie das des Weserlandes, zum Teil gemäßigt, 
ja milde, zum Teil schon das eigentümliche Heideklima. — Nördlich 
vom Harze herrscht im ganzen eine mildere Temperatur der Lust als 
an dessen Südabhange: kaum eine Stunde nordwärts beginnt das 
fruchtbare Getreideland des Hildesheimschen und weiter nordöstlich 
des Brauuschweigschen, welches sich bis an den Sanm der nördlichen 
Ebene fortsetzt. 
Das Klima der Heiden bleibt sich im allgemeinen ziemlich gleich: 
kalte Winter und heiße, trockene Sommer; doch ist auf dem Heiderückeu 
Lüneburgs die Luft schneidender und rauher, während sie in den 
nördlichen Gegenden durch die warmen Seewinde gemildert wird. 
Im ganzen ist das Klima der Heiden, ungeachtet der großen, sie 
unterbrechenden Moorstrecken, gesund und kräftigend. Eine eigen- 
tümliche Erscheinung dieser Gegeuden ist der Herranch, Höhenrauch
	        
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