Full text: Die Provinz Hannover

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zum Schwimmen und zwar die leichteren zuerst. Gewöhnlich sind 
diese schwimmenden Schichten 1—-2 m dick, zuweilen bedeutend dicker, 
je nachdem die Höhe und Gewalt des Wasserstandes sowie die Festigkeit 
und der Zusammenhang der Torfschichten eine größere oder geringere ist. 
Daß diese Erscheinungen in der angegebenen Weise verursacht 
werden, ergiebt sich noch aus der Wahrnehmung, daß Natur uud 
Menschenhand das Schwimmen einzelner Landteile verhindern können. 
Wiederholte Überschwemmungen binden die Oberfläche des Landes 
und drücken sie so fest zusammen und nieder, daß das Wasser nicht 
mehr zwischen die einzelnen Moorschichten eindringen und sie nicht 
zum Schwimmen bringen kann. Die Einwohner nennen solches Land 
„versunkenes Land". Dasselbe ist der Fall, wenn die Hand des 
Menschen die Torfschichten mit schweren Dingen belastet hat. Hat 
der Bauer über den etwa 10 m tiefen Moorgrund einen circa 1 in hohen 
Sandhügel, eine „Warf", ausgebreitet, um für das zu erbauende 
Haus ein solides Fundament zu gewiuuen, so können die unter diesen 
„Marsen" liegenden Schichten nicht mehr schwimmen, weil das Wasser 
das Gewicht derselben nicht heben kann. Die leichteren Partien 
werden von den schweren losgerissen, erstere schwimmen, und letztere 
bleiben liegen. Ahnliches zeigt sich bei den Fahrwegen. Diese sind 
im Laufe der Jahre mit so viel Sand beschüttet, daß das Wasser 
sie uicht mehr tragen kann. Die Fahrwege bleiben liegen, während 
die Felder zu beiden Seiten sich heben. 
Diese sonderbaren Vorgänge führen uus nun auf einen anderen 
Punkt, indem sich die Frage erhebt, ob solche Erscheinungen für die 
Bewohner Schaden oder Nutzen bringen. Der Schaden ist oft kein 
geringer. Die meisten Waakhänser müssen, wie schon vorhin gesagt, 
bei der Fnndamentiernng ihrer Häuser sich damit begnügen, daß sie 
eine circa 1 m hohe Sandschicht auf dem Moor ausbreiten. Da aber das 
Moor durch den Druck der Gebäude zusammengepreßt wird, so sinkt 
die Sandschicht mit dem Hause ein. Bald müssen die Häuser „auf- 
geschrobeu" werden. Hölzerne, etwa 1 in lange Schrauben werden 
unter das Haus gesetzt, und mit diesen wird es 1 bis 2 in in die 
Höhe geschrobeu. Diese Procedur ist aber nicht allein mühsam und 
kostspielig, souderu beschädigt die Häuser oft so sehr, daß nach wieder- 
holtem Ausschrauben neu gebaut werden muß. Auf neuen Warfen 
muß alle zehn Jahre geschroben werden, und die Wars ist erst fest, 
wenn Vater, Großvater und Urgroßvater des Besitzers schon Sand, 
Steine und Balken in das Fundament haben hineinbringen lassen. 
Freilich sind solche Mühen und Kosten keinem Moorbewohner erspart, 
aber der Waakhänser hat unter diesen Zuständen besonders zu leiden. 
Das Stillleben in den friedlichen Häusern der Dorfbewohner 
erleidet nicht selten eine unbequeme Unterbrechung, wenn der Wasser- 
stand einmal die Höhe von 3 oder gar 4 m erreicht. Dann erhält 
das ganze Land ein wunderbares Aussehen. Tief unten liegen die 
Häuser auf den festen Sandhügeln, und sämtliche Gärten und Äcker
	        
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