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gange abgenommen werden mußten. Erst in den Jahren 1662 und
1663 wurde eine beständige hölzerne Brücke gebaut, und zwar
durch den Zimmermann Buchholz aus Liebenau; die Kosten betrugen
etwa 15000 JL Aber auch diese, so wie mehrere später angelegte,
genügten dem Bedürfnisse nicht, und so schritt man im Jahre 1715
zum Bau der steinerneu Brücke, die im Jahre 1723 uach einem
Kostenanswande von über 186 000^ vollendet wurde. Das Werk
ist für seine Zeit von Bedeutung, sie hat bei einer Breite von 9 m
eine Läuge von 140m, und der mittelste Bogen eine Weite von
über 24 m. Eben als Hauptweserpaß hatte Nienburg in Kriegs-
zeiten, sobald die Heere diese Gegenden berührten, das Schicksal, in
traurige Mitleidenschaft gezogen zu werden, und als strategisch wich-
tiger Punkt die Gränel des Krieges oft genug kernten zu lernen. Im
dreißigjährigen Kriege wnrde die Stadt am 21. Jnni 1625 vom
König Christian von Dänemark besetzt, und hier rüstete sich dieser
zu seiuem Feldzuge nach dem Süden. Aber nicht lange darauf staud
am auderu Weserufer Tilly, der Stadt gegenüber, mit einer Armee
von 40 000 Mann, und wenn er auch vor der tapferen Verteidigung
zurückweichen mußte, so waren die Spuren seiner Anwesenheit in den
Schutthaufen vieler Häuser noch lange sichtbar. Nach der Schlacht
bei Lutter am Barenberge stand der Feind wieder vor der Stadt,
sechs Monate lang dauerten die Schrecken der Belagerung, dazu trat
verwüstend die Pest auf, „der schwarze Tod", massenhaft starben die
Belagerten dahin, und somit mußte am 6. November 1627 Nienburg
vou den Dänen an die Kaiserlichen übergeben werden. Eiu schreck¬
licher Druck leistete ans der Stadt. Nicht besser wurde es unter den
Schweden. Wie sehr die Stadt gelitten hatte, geht am klarsten daraus
hervor, daß von den 500 Wohnhäusern nur 160, von 600 Haus-
besitzern nur 150 noch übrig waren und das zum Teil Witwen
und arme Waisen. Mit welchem Jubel mochte man daher 1648
in der Stadt den Frieden begrüßen!
Gleiche Drangsale erlitt die Stadt auch im siebenjährigen
Kriege und zwar durch die Franzosen. Der von ihnen verursachte
Schaden berechnet sich auf über 69 000 Ji Ähnlich erging es der
ganzen Grafschaft Hoya, denn nach stattgehabter Zusammenstellung
belief sich der durch die Franzosen in der Zeit vom 1. August 1757
bis zum letzten Februar 1758 angerichtete Schaden und verursachte
Kriegsaufwand auf über 1 560 000^, wovon allein auf das Amt
Hoya die Summe von 438 000 oft. kam. Schamlos waren die Er-
Pressungen der französischen Oberossieiere; bekannt ist, daß man den
Palast Richelieus in Paris, den er von dem aus unserm Lande gezogenen
Gelde erbaute, le Pavillon d'Hanovre nannte. Auch die Zeit des
ersten Napoleon hatte mit der Okkupation ganz ähnliches Leid im
Gefolge, und besonders das Jahr 1806 wurde für Nienburg kost-
spieliger als irgend eins der vorhergehenden: allein der Monat De-
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