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auch seinen ganzen Einfluß für die Kaiserwahl ihres Gemahls, des 
Großherzogs Franz Stephan von Lothringen-Toscana aufbieten, und 
forderte dagegen für Preußen ganz Schlesien, auf dessen Besitz sein 
Haus unbestreitbare Anrechte habe. Gleichzeitig ließ er seinen Truppen 
den Befehl zum Einrücken in Schlesien zugehen, denn nur mit dem 
Pfände in der Hand wollte er unterhandeln. 
Am 16. Dezember 1740 schatteten die brandenburgischen Fahnen 
zum erstenmal auf den Boden des Landes hernieder, das fortan mit 
den alten Landesteilen des brandenbnrgisch-preußischeu Staates unter 
hohenzollernschem Zepter unzertrennlich zu einem Ganzen verbunden 
werden und ihre Schicksale in guten und bösen Tagen teilen sollte. 
Es war vorherzusehen, daß Maria Theresia, die Nachkommin so 
vieler deutscher Kaiser, Könige von Ungarn und Böhmen und Erz- 
herzöge von Österreich das Anerbieten des Königs von Preußen, dessen 
Macht und Willensstärke sie unterschätzte, ablehnen würde und so war 
mit dem Einrücken der preußischen Truppen in Schlesien der große 
Kampf um den Besitz von Schlesien zwischen Preußen und Österreich 
eröffnet, welcher mit drei Waffengängen und den dazwischen liegenden 
Pausen die halbe Regierungszeit des Königs Friedrichs II. erfüllte. 
Maria Theresia wußte nach und nach die Hauptmächte Europas in 
ihre Bundesgenossenschaft zu ziehen, aber unerschöpflich in der Auf- 
findung von Mitteln zur Fortsetzung des Kampfes fand König Fried- 
rich, der sich in demselben den Zunamen des „Großen" erwarb, in 
sich selbst und in seinem tapferen Prenßenvolke die Kraft, um der 
halben Welt Trutz zu bieten und den Kampf bis zu Ende dnrchzu- 
kämpfen. 
Die Landschaft Schlesiens gleicht einer lebendigen Chronik der 
Kriege Friedrichs des Großen für Schlesien. Die schleichen Gebirgs¬ 
pässe nennen die Namen der Feldherren und die Heere, welche von den 
böhmischen Bergen in die schlesische Ebene und von dem schleichen 
Gebirge in den böhmischen Kessel hinabstiegen. Wir denken an Fonqn6 
und Landeshut, die „preußischen Thermopylen". Die Festungen, welche 
sich auf der schleichen Seite als Riegel den Gebirgspässen vorschieben, 
wie Neiße, Glatz und die jetzt verfallenden Mauern von Schweid- 
nitz erzählen die Geschichte der Belagerungen und der Stürme, welche 
sie ausgehalten haben; die Namen der Städte und Dörser in der 
schleichen Ebene sind ebensoviel Namen von Schlachten und Gefechten, 
die hier geschlagen wurden, und auf jenem Hügel nahe dem Dorfe
	        
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