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„Wo nimmt Er, Zieten, in so trüber Zeit nur immer noch seine 
freudige Zuversicht her?" redete der König ihn an. „Hat Er vielleicht 
einen neuen Alliierten gefunden? — die alten verlassen mich" — — 
„Nein, Ew. Majestät!" antwortete Zieten, „einen neuen Alliierten 
habe ich nicht; aber der alte dort oben lebt noch!" 
„Ach!" seufzte der König, „der thnt keine Wunder mehr." 
„Der Wunder bedarfs auch nicht," versetzte Zieten, „er streitet 
dennoch für uns und läßt uns nicht sinken." 
Und Zieten hatte recht. Gott half dem Könige und Preußen 
durch Kampf und Sieg zum ehrenvollen Frieden. Das Jahr darauf 
kam der Friede zu Hubertusburg zustande (15. Febr. 1763). Der 
Hauptinhalt desselben war, daß Friedrich im Besitz von Schlesien 
blieb. Was er unter dem mannigfaltigsten Wechsel von Glück und 
Unglück und unter den größten Anstrengungen seines Preußenvolkes 
lange Jahre hindurch auf Leben und Tod verteidigt, das hatte er im 
Friedensschlüsse behauptet. Und handelte es sich denn allein um den 
Besitz von Schlesien? nur um den Besitz von einigen tausend Quadrat- 
kilometern Gebiets? — Friedrich betrachtete den Besitz von Schlesien 
zugleich als eine Bürgschaft dafür, daß das Haus Österreich sich nicht 
mehr dem Emporstreben Preußens zur deutschen Großmacht wider- 
setzen würde, als eine Vorstufe zu derjenigen Machtstellung, die 
Preußen als Hort und Vormacht des Deutschen Reiches heute ein- 
nimmt. 
29. Das Palriolische Breslau. 
enn Friedrich der Große bei der Besitznahme Schlesiens auch 
nur die vertragsmäßigen Rechte seines Hauses zur Geltung 
brachte, so wiesen doch schon die geographische Lage 
Schlesiens nördlich der Völkerscheide des Sudetengebirges, der Lauf 
seines Hauptstromes, die geschichtliche Überlieferung seiner deutschen 
Bevölkerung, ihre Religion, Litteratnr und Kultur Schlesien auf die 
Verbindung mit dem deutschen Norden und dem norddeutschen Groß-
	        
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