706 104. Der Krieg der dritten Coalition, 1805. 
hältnissen mit Frankreich. Bei der Säcularisationsfrage in Deutschland 
waren Frankreich und Rußland Hand in Hand gegangen, aber Ru߬ 
land bedauerte, daß Napoleon's Einfluß überwiegend geworden war. 
Die Ermordung des Herzogs von Enghien brachte den Kaiser von 
Rußland vollends auf. Es fand bereits ein bitterer Notenwechsel 
zwischen Frankreich und Rußland Statt. Daher war es natürlich, daß 
sich unter diesen Verhältnissen England und Rußland näherten. Beide 
Mächte verpflichteten sich, eine Coalition zu bilden, um Frankreich zu 
zwingen, den Frieden und das europäische Gleichgewicht herzustellen, 
den Norden von Deutschland, Holland, die Schweiz und ganz Italien 
sammt der Insel Elba zu räumen. Der König von Sardinien sollte 
seine Staaten zurückerhalten und so viel vergrößert werden, als es die 
Umstände erlaubten. Genua wurde hierzu bezeichnet. Oesterreich sollte 
wieder in den Besitz der Lombardei treten; Floren; sollte wieder dem 
Großherzog, Modena dem frühern Besitzer zusallen, Belgien mit Hol¬ 
land vereinigt, und die Rheinprovinz dem Könige von Preußen zu¬ 
fallen, vorausgesetzt, daß er der Coalition beiträte. Diese und ähnliche 
Projecte, welche erst 1815 zur Ausführung gelangten, sind schon da¬ 
mals, namentlich von Rußland, angeregt worden. Die nächste Aufgabe 
war nun, die beiden Großmächte, Oesterreich und Preußen, für die 
Coalition zu gewinnen. 
Oesterreich war mehr als jede andere Macht bei den Angelegen¬ 
heiten Deutschlands und Italiens interessirt. Der zunehmende Einfluß 
Napoleon's in Deutschland, die Ausdehnung der französischen Herrschaft 
in Italien konnte dieser Macht unmöglich gleichgültig sein. Die Ge¬ 
legenheit schien günstig, die Lombardei, dieses alte, österreichische Erb¬ 
land, wiederzugewinnen; es trat der Coalition bei (19. Aug. 1805). 
Die Coalition sowohl als Napoleon suchte den König von Preußen 
für sich zu gewinnen. Napoleon trug ihm Hannover an, die Alliirten 
stellten ihm hinwieder vor, daß Napoleon die Absicht habe, die Kronen 
von Neapel und Spanien und Holland seinen Brüdern zu verleihen, 
wenn seinem Ehrgeize nicht begegnet würde. Aber der König Friedrich 
Wilhelm III. war fest entschlossen, neutral zu bleiben. 
So wie dem Kaiser Alexander der Plan mißglückt war, Preußen 
in die Coalition zu ziehen, mißlang der Versuch Oesterreichs, Baiern 
zu gewinnen. Der Kurfürst hatte schon einen Präliminar-Bundesver- 
trag mit Frankreich geschlossen. 
Der Kriegsplan der Alliirten war nach einem riesigen Maßstabe 
angelegt. Er erstreckte sich von der Ostsee bis Neapel. Außer den 
österreichischen Strcitkräften, die angeblich mehr als 300,000 Mann 
betrugen, sollten zwei russische Heere aufgestellt werden, von denen das 
erste nach Süddentschland vorrücken und sich mit einer inzwischen in 
Baiern eingerückten österreichischen Armee vereinigen, das andere zwar 
dem ersten folgen, aber nebenbei gegen Preußen den Zwang zum Bei¬ 
tritte üben sollte. Während sich so in Süddeutschland eine Macht von 
180,000 Mann versammelte, sollte Oesterreich in Italien Streitkräfte
	        
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