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eiligen Laufes, die schwäbisch-bayrische Hochfläche und teilen dieselbe 
in mehrere Landschaften von verschiedenem Charakter, welche wir heu- 
tigen Tages unter dem Namen Oberbayern zusammenfassen. 
In den ersten Jahrhunderten unserer christlichen Zeitrechnung 
hatten die Römer ihre Herrschaft in den Landen zwischen den Alpen 
und der Donau aufgerichtet, welche die römischen Provinzen Rätien 
und Vindelieien bildeten. Zur Zeit der Völkerwanderung gingen 
die durch das Einbrechen der großen slawischen Flutwelle aus ihren 
Wohnsitzen an der Ostsee verdrängten germanischen Stämme der Hernler 
und Rngier über die Donau vor und gründeten mit den hier noch 
zurückgebliebenen Resten des keltischen Volkes der Bojer den Stamm- 
verband der Bojnwaren oder Bayern, welche unter Karl dem Großen 
dem mächtigen Frankenreiche einverleibt wurden und bei der Teilung 
desselben im Vertrage zu Verdnn (843) zu Deutschland kamen. Das 
Land zwischen Alpen und Donau, vom Lech bis zum Inn, oder die 
alten römischen Provinzen Rätien und Vindelicien bildeten nun das 
deutsche Stammherzogtum Bayern. 
So wie das Land zwischen Alpen und Donau den Namen „Bayern" 
durch den Wechsel der Zeiten unverändert beibehalten hat, so sind auch 
die Bewohner desselben ein echtes deutsches Keruvolk geblieben. Die 
Bojnwaren oder Bayern sind ein kernhafter, deutscher Volksstamm, 
handfest und muskelstark, warmblütig und gutmütig. Der Bayer for- 
dert gerne heraus und bleibt auf eine Herausforderung gewiß die Ant- 
wort nicht schuldig. An Kraftübung fehlt es ihm nicht. Die Sonn- 
tage und vielen Festtage, die Kirchweihen, Hochzeiten und die Dorf- 
schenke bieten ihm oft Gelegenheit, seine Kraft zu erproben. Aber man 
muß es ihm zur Ehre nachsagen, daß er selten zum Messer greift. 
Der schwere eiserne Schlagring am kleinen Finger der rechten Hand, 
hie und da in stumpfe Ansätze auslaufend, der steinerne Maßkrug und 
das hölzerne Stuhlbein sind ihm Waffe genug und wettern so wuchtig 
auf die harten Köpfe herab, daß man andere Waffen wohl entbehren 
kann. Ein beliebter unblutiger Zweikampf in Oberbayern ist das 
sogenannte „Fiugerhakelu". Die Kampfregeln sind sehr einfach: die 
Gegner haken sich gegenseitig mit dem Zeige- und Mittelfinger zu- 
sammen und beginnen aus Leibeskräften zu ziehen, um einer den anderen 
zum Wanken zu bringen oder zu Boden zu reißen. Da kommt es beim 
Fingerhakeln in der Dorfschenke wohl vor, daß der zwischen den beiden 
Gegnern stehende schwere Ahorntisch mit allem, was darauf steht und
	        
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