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gab es nicht mehr. Die Grafen von Württemberg waren die ange-
sehensten Großen in Schwaben und überdies mit der Landvogtei über
Schwaben belehnt. Gras Eberhard der Greiner ward deshalb in viele
Kämpfe teils mit den freien Reichsstädten in Schwaben, teils mit den
Adligen des Landes, die sich zu Bündnissen vereinigt hatten, verwickelt.
Auf dem Hofe des alten Schlosses zu Stuttgart ragt sein Reiterstand-
bild in Erz, und wir brauchen nur dieses trutzige Mannesantlitz, vom
spitzen Eisenhute und dem wallenden Barte umrahmt, dieses große,
gewölbte Auge mit den finster zusammengezogenen Brauen zu blicken,
die ganze schwerwnchtige Gestalt in Eisen gehüllt, das gute Schwert
in der Faust erhoben, so denken wir uns unwillkürlich, wie er dereinst
aus Stuttgarts Thoren ansritt zum Kampfe, — „ein Held von
stolzer Art, Graf Eberhard der Greiner, der alte Rauschebart" mit
seineu Rittern und Knechten, und wir meinen dabei zu sein, wie die
Bürger zu den Fenstern eilen, wenn der Huftritt der schweren Rosse
durch die engen Gassen von Stuttgart hallt und einer dem anderen
zuraunt: „Nun schlägt das Wetter in Eßlingen ein". — Und wenn
er wiederkehrte, dann mochte man an dem Rollen der Augen leicht
erkennen, welcher Art der Ausgang gewesen. Uhland, der Dichter
Schwabens, beschwört den kühnen Streithelden, Eberhard den Rausche-
bart mit seinem Sohn Ulrich aus seiner Gruft in dem nun nicht mehr
„düsteren Chor" der Stiftskirche zu Stuttgart:
„Brich denn aus Deinem Sarge, steig' aus dein düstern Chor
Mit Deinem Heldensohne, Du Rauschebart, hervor!
Du schlugst Dich unverwüstlich noch greise Jahr' entlang,
Brich auch durch unsre Zeiten mit hellem Schwertesklang!"
Eberhard V., der „Graf im Bart", (1457—1496) vereinigte
durch den Münsinger Vertrag (1482) die verschiedenen Herrschaften
der Grafen von Württemberg zu einem unteilbaren Ganzen, ward von
dem deutschen Kaiser Maximilian I. auf dem Reichstage zu Worms
(1495) zum Herzog von Württemberg erhoben und erhielt von
ihm die Sturmfahne des Römischen Reichs. Das Herzogtum Württem-
berg hatte bis zum Jahre 1789 nur 8250 qkm, ward aber in der
napoleonischen Zeit durch eine große Anzahl säkularisierter Abteien
und Klöster und mediatisierter Reichsstädte (Reutlingen, Hall, Gmünd,
Rottweil, Heilbronn, Eßlingen, Giengen n. a.) vergrößert und, nachdem
Herzog Friedrich (seit 1797) bereits 1803 die Kurwürde erhalten
hatte, am 1. Januar 1806 zum Königreich erhoben. Nach König