470 Australien und Ozeanien. II. Ozeanische Inselwelt.
delnden Gischt des Geysirs hinein und schnellen in elegantem Bogen wieder
hinüber nach dem dunklen Waldrand. Da hält die Sonne Rast. — Am
Bergfluß läuft eine breite Straße, sie führt hinaus aus dem engen Tal
über die weite Steppe in einen Wald, in einen Hain von geheimnisvoller
Schönheit. Und hinter diesem Wald, dort, wo die Palmen hochaufstreben
zum Licht, wo das Speergras wuchert, wo alles lebt, dort wohnt der Tod.
Einen Pfeilwurf nur von den Wundern der Tropen entfernt glänzt ein Glet-
scherfeld. Das Eis funkelt im Sonnenlicht. Es ist ein Glühen, ein Sprühen:
Demantenfeuer, wie ein ehrgeiziges Sehnen nach dem Bewuudertwerdeu.
Und dunkel, ruhig über die eisige Ebene hinweg thront das Gebirge, den
Alpen gleich an erhabener Schönheit. — Westwärts an der Küste der Süd-
infel schneiden Fjorde tief in das Paradies hinein. Wie uubezwiugliche
Mauern steigen tausend Fuß hohe Klippen aus den Fluten auf, und über
sie hinweg brauseu vou den Bergen herab wilde Wasser und stürzen sich in
das tiefschwarze Meer. Überwältigend ist der Anblick dieser Riesenfälle, als
wären sie geschaffen, damit nichts von den Schönheiten der Erde auf Neu-
feeland fehle. Fernab am Ufer der Nordinsel haben Korallen wunderliche
Gebilde geschaffen. Kaum meterhoch bedeckt hier das Wasser den Strand.
Wie zierliche Inseln ragen die eigentümlichen Korallenbänke daraus hervor
und schließen um die Küste einen Krauz, als wollten auch sie dem Unwürdigen
das Eindringen in das Wunderland wehren. Terrassenförmig steigt hier
das Land an, es führt hinauf in das Gebiet der Vulkaue, die dafür forgeu,
daß die Erde treibfähig bleibt, um die paradiesische Vegetation hervorbringen
zu können. Wo in ihrer Nähe das Wasser zusammenströmt, wird es als heiße
Quelle au das Tageslicht getrieben. Auf Schritt und Tritt findet man in
ihren: Umkreis Thermen, bald lauwarm, bald siedend heiß, zumeist durch
ihre chemische Zusammensetzung heilkräftig, so daß auch der Kranke auf
Neuseeland ein Paradies findet.
An den Flüssen zwischen den Bergen ist ein Eldorado für Angler.
Forellen tummeln sich in den Wassern zwischen dem Geröll, scharenweise
ziehen sie den Fluß hinauf und hinab, bis zur Regenzeit die Fluten an-
schwellen und alles mit sich fortreißen, was nicht rechtzeitig den schützenden
Schlupfwinkel in den zerklüfteten Uferfelsen aufgesucht hat. Wertvollere
Schätze bergen viele Flüsse der Südinsel, gleißendes Gold wird aus ihrem
Gestein gewaschen, denn Neuseeland ist nicht nur reich au Naturschönheiten,
sein Goldexport beträgt nahezu 400000 Unzen im Jahr. Auch Diamanten
werden in Massen gefunden, wenn es auch nur schwarze Diamanten, Kohlen,
sind. Die Plage Australiens, die Kaninchen, bilden für Neuseeland einen
wichtigen Ausfuhrartikel, als gefrorenes Fleisch nämlich, ebenso wie das
Fleisch der Schafe, wovon etwa drei Millionen Zentner ausgeführt werden. —
Und die Menschen? —
Die eingeborene Maoribevölkerung *) ist ein kraftvoller, stolzer Menschen-
schlag, der sich klugerweise den eindringenden Europäern bald unterworfen
Sprich Maori.