Object: Allgemeine Erdkunde, Die außereuropäischen Erdteile, Europa (ohne Deutschland) (H. 1 = 3. Kl)

Australien und Ozeanien. § 96 Heft 
(Getreide Wein und Obst) liegen in den regenreichen Randgebieten und zwar fällt der Löwen- 
anteil auf den (Südosten, der in jeder Beziehung die Kulturelke Australiens genannt werden 
kann. Auch jenseits des Randgebirges von Neu-Süd-Wales und Viktoria dringt der Ackerbau 
langsam noch etwas weiter vor, unterstützt durch die Anlage von Tiefbrunnen, Staubeckeu und 
Wasserleitungen. Der Boden ist sehr fruchtbar. Er trägt in guten Iahren überreiche Frucht 
an Getreide und Obst; hält aber die Trockenheit lange an, so verdorrt jeder Halm, und 
kein Baum setzt Blätter an. Bei Mißernten muß Australien daher sogar Getreide ein- 
führen. In den Tiefebenen des Murray - Darling kann wegen der langen Dürreze teu 
schon fast gar keiu Ackerbau mehr getrieben werden, ganz abgesehen davon, daß Kaninchen, Sper- 
liuge und Heuschrecken großen Schaden anrichten. Zu den gut angebauten Gegenden gehören 
— neben dem Ostrande — die südöstlichen Gebiete Südaustraliens (um Adelaide) und die Süd- 
westecke Westaustraliens. Der tropische Norden hat die Hoffnungen hinsichtlich des Anbaus tro- 
pifcher Nutzpflanzen (Mais, Zuckerrohr, Baumwolle usw.) bisher nur in bescheidenem Umfange 
erfüllt, hauptsächlich wohl aus Arbeitermangel/ — Außer Getreide werden gebaut unsere Obst- 
sorten, Wein, Südfrüchte, Ölbäume, etwas Zuckerrohr uud Bananen. Nur etwa Vis Australiens 
trägt noch Wald. Entgegen der früheren Waldverwüstung bestrebt man sich jetzt, die Waldflächen 
des meist baumarmen Landes durch Aufforstung zu vergrößern. 
2. Viehzucht. Sie ist der Haupt-Erwerbszweig Australiens, ganz besonders die Schaf- 
zucht, ist doch Australien das schafreichste Land der Welt und Wolle seine weitaus wichtigste 
Aussuhrware (1910 93 Mill. Schafe, Argentinien 1908 67 Mill.). Neuerdings wurde auch die 
Ausfuhr gefrorener Hammel nach England von Bedeutung. Die Schafzucht blüht vor 
allem in den weiten Steppengebieten des Innern, besonders im Murray-Darliug-Gebiet, wo 
bei den geringen, unregelmäßigen Niederschlägen nur das genügsame Schaf noch fortkommt, 
das bei Grünfutter lange ohne Wasser sein kann. Die großen Schaf-Barone, die sog. Squatter 
(skwottr), besitzen zuweilen Herden von 100000 Schafen und mehr. Doch unterliegt der Schaf- 
bestand großen Schwankungen, da in den Jahren der Dürre oft Millionen Schafe aus Futter- 
und Wassermaugel zugrunde gehen (f. § 93 Fuß 2). Die längste Dürrezeit dauerte mit ge- 
ringen Erholungen von 1893—1904! Diese furchtbaren Dürren sind „das Damoklesschwert, 
das über der australischen Volkswirtschaft hängt". Die regenreichen, üppigen Gebiete des 
australischen Ostrandes dienen neben dem Ackerbau vor allem der Pferde- und Rindviehzucht, 
die bei dem reichlicheren Regen der Dürregefahr weniger ausgesetzt sind als die Schafzucht. 
Immerhin ging z. B. die Zahl der Rinder von ll1/2 Mill. im Jahre 1893 auf 7 Mill. im 
Jahre 1902 zurück. 
3. Bergbau. Australien ist das dritte Goldland der Erde (Afrika 250 t, die Verein. 
Staaten 142, Australien 110). Gold wird in allen Staaten gesunden^); seit den 90er Jahres 
hat aber Westaustralien alle andern australischen Staaten überflügelt. Als Silberland steht Anstra- 
lien an vierter Stelle (Mexiko 2^ Taus, t, Vereiu. Staaten P/3, Kanadas, Australien V2 Taus, t), 
und zwar wird auch das Silber in fast allen Staaten gesunden, ganz besonders in Neu-Süd- 
Wales. (Am unteren Darling befindet sich eine der reichsten Silbergruben der Welt). Auch mit 
seiner Kupsersörderung steht Australien an vierter Stelle (Verein. Staaten, England, Spanien, 
Australien, Deutschland), ebenso mit seiner Bleigewinnnng (Verein. Staaten, Spanien, 
Deutschland, Australien). Auch die Gewinnung von Zinn ist bedeutend (s. auch Seite 104 
Fuß 1). Eisen ist vielfach vorhanden, aber nicht besonders gut und nicht in der Nähe von 
Kohlenlagern. Infolgedessen wird bei den hohen Löhnen die Gewinnung zu teuer. Stein- 
kohle wird seit langem in beträchtlichen Mengen gefördert und auch ausgeführt, vor allem von 
Newcastle, in der Nähe von Sydney. Gerade der Erzreichtnm Australiens war die Haupt- 
Ursache der starken Einwanderung. 
4. Die Industrie ist trotz aller Fürsorge der Regierungen noch wenig entwickelt. Sie leidet 
unter Arbeitermangel und höhen Löhnen. Webe- und Metallwaren sind daher die wichtigsten 
Einfuhrwaren. 
5. verkehr und Handel. Ein Netz von Eisenbahnen gibt es nur im Südosten. In § % 
den übrigen Teilen führen meist nur Stichbahnen mehr oder weniger weit von der Küste aus ^ 
ins Innere hinein. Die Gesamtlänge der Staatsbahnen beträgt 30 Taus. Km, eine großartige 
Leistung für die kaum 5 Millionen Einwohner: Auf 1<l 000 Einwohner kommen in Anstra- 
lien 52 km Bahnen, in Deutschland nur lO. Übertrossen wird Australien in dieser Beziehung 
nur von Kanada (60) und Argentinien (52). Die Flüsse haben mit Ausnahme des Murray- 
Darling und einiger tropischer Flüsse kaum irgend welche Verkehrsbedeutung. Im wüstenhaften 
Innern wird das eingeführte Dromedar als Verkehrsmittel benutzt. 
^ x) Der größte Goldklumpen wurde 1857 in Viktoria gefunden: er wog 70 kg und wurde 
mit 200 000 M. bezahlt.
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.