484 Australien und Ozeanien. II. Ozeanische Inselwelt.
nördlich vom Äquator. Sie bestehen aus acht bewohnten Inseln, sowie aus
drei kleinen und unbewohnten Felseneilanden. Die kleinste Insel hat eine
Länge von 20 und eine Breite von 10 Kilometern, die größte und östlichste
Insel Hawaii ist 150 Kilometer lang und 120 Kilometer breit. Der Flächen-
inhalt sämtlicher Hawaiischer Inseln beträgt uugesähr soviel, wie der des
Königreichs Sachsen. Regelmäßig anlausende Dampfschiffe verbinden.Hono-
lulu, die auf der Südküste von Oahn gelegene Hauptstadt der Hawaiischen
Inseln, mit San Francisco, Yokohama und Hongkong, fowie mit Sydney
über Samoa und Neu-Seelaud.
Die Inseln sind von vulkanischer Bildung. Mit Ausnahme der Ko-
rallenriffe und des an der Meeresküste lagernden Sandes kommen aus-
schließlich vulkanische Gesteine vor, die im allgemeinen basaltisch sind; nur
auf den Bergspitzen finden sich auch Trachytsormatiouen.
Es gibt wenige Länder, die bei einer so geringen Ausdehnung eine
solche Verschiedenartigkeit der Bodengestaltung und des Klimas besitzen,
wie die Hawaiischen Inseln. Sie sind sämtlich gebirgig; nach Südosten in
Höhe und Ausdehnung zunehmend, erreichen ihre Berggipfel auf Hawaii fast
die Höhen der gewaltigen Bergriesen in den Alpen (4210 in). Tiefsee-
lotnngen, welche in der Nähe der Küste jener Inseln ausgeführt worden sind,
haben gezeigt, daß jene Bergkegel sich in einer Tiefe vom Meeresboden er-
heben, die ihre Höhenausdehnung noch übertrifft. So bestehen die Hawaii-
fchen Inseln aus einer gewaltigen unterseeischen Gebirgskette, die sich noch
viele hundert Meilen nordwestlich erstreckt, allerdings in Höhe beträchtlich
abnehmend.
Mindestens vierzig Vulkane, darunter vierzehn erster Ordnung, kommen
auf den Inseln vor, deren Tätigkeit jedoch mit Ausnahme von dreien schon
seit undenklichen Zeiten als erloschen zu betrachten ist. Keine menschliche
Phantasie dürfte imstande sein, sich das Bild auszumalen, das die Inseln
zu einer Zeit boten, als alle ihre Vulkane noch in Tätigkeit waren. Ist
doch der Eindruck, den man gegenwärtig noch von den auf der Insel Hawaii
tätigen vulkanischen Kräften empfängt, ein so gewaltiger, daß dadurch allem
die Einbildungskraft gefangen genommen wird. Unter den 364 noch als
tätig geltenden Vulkanen der Erde gehören Manna Loa und Kilauea auf deu
Hawaiischen Inseln zu den bedeutendsten. Unter den erloschenen Vulkanen
nimmt der auf der Insel Mani liegende Haleakala, dessen Krateröffnung
einen Umfang von 45 Kilometern hat, und der seit mehreren Jahrhunderten
still ist, die erste Stelle ein.
Man nimmt an, daß bei Bildung der Inseln ebenso viele getrennte
vulkanische Feuerherde tätig gewesen sind, wie es Eilande gibt, ferner, dnß
die südöstlichsten die größten waren und dementsprechend am längsten tätig
bleiben mußten. Ausbildende und zerstörende Kräfte haben dann zusammen-
gewirkt, um den Inseln ihre gegenwärtige Gestalt zu geben. Ausbildend sind
zunächst alle vulkanischen Tätigkeiten gewesen, deren gestaltende Kraft noch
jetzt auf der großen Insel Hawaii zu beobachten ist. Ferner müssen hierher
die massenhaften Anhäufungen von Korallentieren gerechnet werden, deren